30 Jahre Microsoft Office

Ein Drittel des Bürolebens nur Formatieren

5. November 2020, 11:53 Uhr | Martin Fryba
»Ne Me Quitte Pas«, verlass mich nicht, kann man auch auf die Office-Kompetenzen Millionen von Büroangestellten beziehen
© AdobeStock/Yakobchuk Olena

Ohne Word, Excel, Outlook und Powerpoint geht es nicht, mit Microsoft-Office dagegen mehr schlecht als recht. Von der User-Unzulänglichkeit lebt nicht nur Quasimonopolist Microsoft blendend.

Microsoft muss  längst nicht mehr abtrünnigen Office-Usern hinterher rennen. Zum einen ist man ja quasi ein Monopolist auf dem Feld der Bürosoftware, zum anderen kann Microsoft warnend mit dem Finger auf das Limux-Desaster zeigen. »Sehet die Stadt München! 2003 beschließen die Ratsherren, Microsoft aus ihrer IT zu verbannen und auf Open Source zu setzen. 13 Jahre und Millionen Euro Fehlausgaben später, samt veritablem Chaos,  kehrt die bayerische Landeshauptstadt migrations- und nervenzermürbt zu uns zurück!«. So ähnlich könnte es in einen Werbespot heißen, unterlegt mit Jacques Brels Liebesschmerz-Chanson »Ne Me Quitte Pas« - verlasse mich nicht.


Alternativen? Marginalisiert!
30 Jahre Microsoft Office – und es ist drei Dekaden nach Einführung von Word, Excel, Outlook und Powerpoint immer noch zum Weinen. Es fließen Tränen bei alternativen Anwendern wie den Machern von LibreOffice. Mit einem Anteil von zwei Prozent ist die löbliche The Document Foundation auch zehn Jahre nach dem Start marginalisiert, ebenso wie Apple mit iWork auf Windows. Immerhin kratzt Google dank mobiler IT-Nutzung auf dem Smartphone an der Eiche Microsoft. Auf neun Prozent Marktanteil in Deutschland taxiert Marktforscher Nielsen Company Google Docs. Mit statten 85 Prozent und damit sogar fünf Punkte mehr als in den USA, dominiert Microsoft den Markt für Büroanwendungen hierzulande.


Arbeitsalltag Hunderter Millionen Menschen
Über 1.000 Nutzer in Unternehmen, die ihren Sitz in Deutschland und zwischen 50 und 50.000 Angestellte haben, hat Nielsen befragt. Die Befragten würden mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit am Computer verbringen, so die Analysten.  Also tatsächlich 20 von 40 Stunden in der Woche vor Office-Programmen sitzen? Natürlich nicht. Es sind genauer genommen 23 Stunden, an denen Büroangestellte kämpfen. Und zwar mit: Textverarbeitung und Zahlenkalkulation (89 Prozent der Mitarbeiter), E-Mail (66 Prozent,  Präsentationen erstellen (56 Prozent). Der Output im Schnitt: Jeder Nutzer dieser Anwendungen generiert pro Woche fünf Dokumente, drei Spreadsheets, zwei Präsentationen, verfasst und versendet 111 E-Mails.


Sag mit, wo die Bilder sind
So sieht der Arbeitsalltag Hunderter Millionen Menschen weltweit aus. Microsoft Office ist das Rückgrat im Büro und Zuhause, überall, wo der Desktop steht oder das Notebook zum Einsatz kommt. Ob dieser an sich schon hohe Zeitaufwand auch gut investiert sei, könnte man fragen. Um das zu beantworten, müsste sich der Chef nur für die Graswurzeln in seinem Unternehmen interessieren und nicht ausschließlich für die Früchte, die er erntet, was andere gesät.


Dann würde er zählen können, dass für seine delegierte Jahrhundertpräsentation der oder die Beauftragte mehr als 30 Prozent seiner/ihrer Arbeitszeit allein in die Formatierung gesteckt hat. Wenn im Herbst abends nach 18 Uhr die sich so transparent gebenden Glasbürotürme noch hell erleuchtet sind, liegt man nicht falsch mit der Annahme, dass Office-Worker mit der Suche nach Vorlagen und Bildern sowie dem Erstellen von Diagrammen bis spät Nachts beschäftigt sind. Das verschlinge am meisten Zeit, haben Marktforscher von Nielsen festgestellt.

Verzweifelte CI-Beauftragte
Das hier mühsam in einer Powerpoint erarbeitet kreative Potenzial wird am besten deutlich, wenn man sich dann drei Präsentationen von drei Managern anschaut, die für dieselbe Firma arbeiten: Präsentiert wird ein  Kraut und Rüben-Design, das, wohlwollend betrachtet, offenbar der Erkenntnis folgt , dass Vielfalt den Adressaten erfreue. Doch da kennen die über das Marketing und Corporate Identity Wachenden keinen Spaß!


Und dennoch müssen die Normopathie-Beauftragten hinnehmen, dass 53 Prozent aller erstellten Office-Dateien nicht mit den Design- und Markenrichtlinien ihrer jeweiligen Unternehmen übereinstimmen. 58 Prozent aller Spreadsheets, 51 Prozent der Dokumente, 49 Prozent der Präsentationen und elf Prozent aller E-Mails (bei mobil versendeten E-Mails liegt der Wert bei 29 Prozent) verstoßen gegen die internen Designregeln.


Heerscharen von Office-Experten
Dabei sei, na ja, »Problembewusstsein« bei den Mitarbeitern durchaus vorhanden, stellt Nielsen fest. Vordergründig sind alle Microsoft-Nutzer ja Office-Experten, 86 Prozent bezeichnen sich so. Bohrt man aber tiefer, so gestehen 71 Prozent, dass sie Trainingsbedarf hätten – mindestens für eine Anwendung.


30 Jahre Microsoft-Office war und ist nicht nur eine tragende ökonomische Säule des Herstellers, sondern auch der seiner Partner. Wie die Kölner Empower GmbH beispielsweise. Gründer Fabian Willebrand und Stephan Kuhnert haben bei den Marktforschern der Nielsen Company diese Studie beauftragt, um ein repräsentatives Bild der tatsächlichen Nutzung von Office in deutschen Unternehmen zu bekommen. Es gibt ein ganzes Ökosystem an Partnern, die mit Schulungen und Ad-Ons für die Office-Suite blendende Geschäfte machen.


Da sage noch jemand, dass Monopolisten einen Markt exklusiv nur für sich schaffen. Auch die nächsten 30 Jahre werden Microsoft-Partner noch viel Freude am Alltagswerkzeug eines Office-Workers haben, das einen eigenen Markt für Hunderte von Office-Optimierern generiert hat und am Laufen hält.

 

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