Lars, but not Least

Einsam im Metaverse: Viel Show, wenig Substanz

19. Oktober 2022, 17:17 Uhr | Lars Bube
© Screenshot Meta Connect 2022

Trotz aller Marketing-Superlative bleibt vom Metaverse bei genauer Betrachtung bislang nicht viel übrig. Die Technik hält noch lange nicht, was Mark Zuckerberg und Konsorten versprechen, und bei den potenziellen Nutzern mag keine rechte Begeisterung für die Parallelwelten aufkommen.

Seit Mark Zuckerberg vor einem Jahr seine Pläne für das Metaverse vorgestellt und zur Unterstreichung seiner Ambitionen direkt seinen Konzern in Meta umbenannt hat, ist das Buzzword überall zu finden. Jeder schwindlige Online-Showroom will seither plötzlich ein eigenes Metaversum sein und selbst Maus und Tastatur sind statt schnöder Hilfswerkzeuge nun plötzlich zum Interface für die große allumfassende Digitalwelt avanciert. Schaut man sich die bisherigen Vorstöße allerdings genauer an, wird schnell klar, dass hinter dem Hype bisher kaum Substanz zu finden ist. Das fängt bereits bei der völlig nebulösen Definition an. So kann das Metaverse von bereits existierenden Online-Plattformen bis hin zu einem die analoge und digitale Welt nahezu komplett verschmelzenden digitalen Universum so ziemlich alles sein, was soziale Kontakte und Interaktionen im Netz beinhaltet.

Mindestens ebenso unklar ist bis jetzt auch, was der Vorteil des Metaverse überhaupt sein soll. Denn noch fehlt das berühmte „Killer-Feature“ und keiner weiß, ob es das je geben wird. Und das, obwohl wahrlich nicht erst seit gestern fieberhaft nach entsprechenden Anwendungsszenarien gesucht wird. Immerhin setzen fast alle Metaverse-Visionen in ihrer Basis auf die VR-Technologie, die sich inzwischen schon seit rund 30 Jahren ziemlich vergeblich bemüht, die mit ihr verbundenen Versprechen einzulösen. Mag die Grafik seit den Anfangstagen deutlich besser geworden sein und die Devices etwas kleiner aber leistungsfähiger, bleibt ihr Nutzen doch auf einige Randgebiete beschränkt. Während VR und AR Spezialaufgaben wie die Fernwartung von Maschinen erheblich erleichtern kann, überzeugen sie selbst die verspielte Gamer-Gemeinde nur im homöopathischen Maßstab und spielen für die breite Masse der Menschheit schlichtweg keine Rolle.

Das muss, zumindest hinter verschlossenen Türen, derzeit auch Facebook feststellen. Trotz geschätzter Ausgaben von bisher rund 15 Milliarden US-Dollar ist „Horizon Worlds“ bislang eine menschenleere und technisch äußerst holprig wirkende Welt. Laut dem Wall Street Journal zugespielten Insider-Informationen verlieren sich dort jeden Monat weniger als 200.000 Avatare, Tendenz sinkend. Nicht wenige von ihnen schauen zudem nur einmal vorbei, um sich den digitalen Sandkasten einmal anzusehen und kommen danach nie wieder. Weniger als zehn Prozent der von den Nutzern gebauten Welten sollen wenigstens ab und an die Marke von 50 Nutzern erreichen. In jedem Supermarkt ist somit mehr menschliche Interaktion und Erlebnis geboten, als in weiten Teilen von Facebooks Metaverse.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Einsam im Metaverse: Viel Show, wenig Substanz
  2. Hauptsache, der Chef ist glücklich
  3. Allgegenwärtiger Datensauger mit Kopfschmerz-Garantie in 3D

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Meta

Weitere Artikel zu Facebook

Weitere Artikel zu Collaboration

Weitere Artikel zu UCC

Matchmaker+