Kaseya spielt die Pandemie in die Hände. Der Umsatz kletterte um ein Fünftel. Gewohnt optimistisch malt CEO Fred Voccola die Post-Covid-Zukunft rosig - für sich als RMM-/PSA-Hersteller und MSPs.
Es gibt zwei Jobs, die man Fred Voccola lieber nicht anvertrauen sollte: Den des Mediators oder Chef-Diplomaten. Da wäre der CEO von Kaseya eine vorbildliche Fehlbesetzung. Denn Öl ins Feuer gießen, wenn Wettbewerber entlassen, oder lautstark Fehlentscheidungen der Konkurrenz kommentieren, wenn seine Firma bei einer Akquisition nicht zum Zuge kam, das liegt dem Manager im Blut. Aber Voccola kann auch lammfromm. Den Jahresauftakt begeht er für seine Verhältnisse geradezu zahm. Keine Seitenhiebe gegen Connectwise und Datto, wie er noch im Sommer über deren Personalabbau spekulierte. Es könnte ein Indiz sein dafür, dass 2020 für seine nicht börsennotierte Kaseya tatsächlich sehr gut gelaufen ist.
Um mehr als 20 Prozent habe der Umsatz des IT-Managementanbieters zugelegt. Unterm Strich stünde ein Rekordergebnis. »Obwohl die Wirtschaft weltweit zu kämpfen hatte, verließen sich die Menschen mehr als je zuvor auf Technologie«, sagt Voccola. KMUs hätten ihre Digitalisierungsbemühungen beschleunigt, mit der Folge, dass »2020 ein Jahr des Wandels war, das IT-Dienstleistern enorme Chancen bot«, so die positive Bilanz des Kaseya-Chefs für sich und seine Kunden.
Und sie brauchen sie doch: Hilfe
Es ist jedoch nicht so, dass jeder IT-Dienstleister Krisenprofiteur ist. Zu heterogen sind die Geschäftsmodelle, zu unterschiedlich die Wege, Geschwindigkeiten und folglich Reifegrade, wie Systemhäuser ihre MSP-Aktivitäten entwickeln. Würden alle nur noch regelmäßige Einnahmen als IT-Betreiber, externer Fernwartungsspezialist und SaaS-/Cloud-Anbieter ihrer Kunden erzielen, sie hätten Liquiditätshilfen und das von Kaseya aufgelegte Hilfsprogramm Kaseya Cares nicht in Anspruch nehmen müssen. Rund 4.500 Kunden haben sich beim Softwarehersteller Hilfe beim Beantragen staatlicher Unterstützung geholt, mit mehr als zehn Millionen US-Dollar hat Kaseya direkt geholfen.
Hoch- und Innovationsdruck
In technologischer Hinsicht hat RMM-/PSA-Hersteller Kaseya seine Plattformen unter Hochdruck aufgerüstet. Der Lockdown hat die Anforderungen an Remote Work deutlich erhöht. »IT Complete«, die entsprechende Plattform von Kaseya, ist und kann eigentlich nie vollständig sein. Man habe 78 Workflow-Prozesse und eine Vielzahl neuer Produktinnovationen integriert. »IT Complete ist die umfassendste, voll integrierte IT- und Security-Management-Plattform der Branche«, verweist Kaseya gewohnt unbescheiden auf sich.