Meinung: ERP-Trends 2008

Enterprise Resource Planning: Zwischen Markt und Anwendung

7. Februar 2008, 9:19 Uhr |

Enterprise-Resource-Planning-Systeme spielen in vielen Unternehmen eine zentrale Rolle. Mit Blick auf diese Systeme eine fundierte Entscheidung zu treffen, fällt den Unternehmen aber zunehmend schwerer. Denn der ERP-Markt ist durch Konsolidierungsprozesse und einen starken Wandel geprägt.

Ob Module zum Finanzwesen, zu Human-Resource (HR), zur Logistik oder Produktionsplanung und -steuerung: Die Abhängigkeit der Unternehmen von Enterprise-Resource- Planning-Systemen (ERP) wächst.

Die Globalisierung des Marktes tut ihr Übriges für einen erhöhten Stellenwert der ERP-Systeme. Sie bilden die zentralen Applikations-Säulen im expandierenden Unternehmensverbund, um darüber vernetzt geschäftswichtige Prozesse abzuwickeln.

Wäre da nicht der gravierende Wandel innerhalb der ERP-Szene. Herstellerakquisitionen haben dieses Marktsegment nachhaltig verändert. SAP hat Mittelstandslösungen hinzugekauft. Oracle hat JD Edwards, Peoplesoft und Siebel übernommen. Microsoft hat sich Navision/Axapta einverleibt.

Diese Marktbereinigung mag den Anwendern auf den ersten Blick als begrüßenswert erscheinen. Räumt sie doch mit einer fast unübersichtlichen Vielfalt an ERP-Systemen und -Modulen sowie unterschiedlichen technologischen Strategien auf.

Konzentrationsprozess schlecht für Anwender

Der Marktkonsolidierungsprozess hat aber auch eine Seite, die den Anwendern weniger behagt und behagen wird.

Der Kampf zwischen den ERP-Giganten geht teils zu ihren Lasten. Gemeint ist damit nicht nur eine wachsende Hersteller- und Produktbindung. SAP, Oracle und Microsoft brechen im Kampf um Umsatzanteile in die Domänen der ERP-Spezialanbieter ein. Davon gibt es mehrere Hundert, die insgesamt für die ERP-Größen einen lukrativen Absatzmarkt darstellen.

Das Problem für die Anwender: Die Markteroberungs-Ambitionen der ERP-Schwergewichte eilen der technologischen Abdeckung über ihre Plattformen weit voran. Für viele Unternehmen mit branchenspezifischer Ausrichtung heißt das: Sie werden bis auf weiteres ohne das Angebot der ERP-Spezialanbieter kaum auskommen.

Doch genau hier verschärft sich für die Anwender das Problem. Die Marktkonzentration und der damit einhergehende Verdrängungs- und Preiswettbewerb geht zu Lasten der ERP-Spezialanbieter.

Ihre Zahl wird weiter schrumpfen. Daraus droht für die Anwender ein technisches und Kostenproblem zu werden. Branchenspezifische Flanken, die die Schwergewichte offen lassen, werden immer weniger durch ERP-Spezialsoftware gedeckt werden können.

Pauschalangebot oder Eigenentwicklung

Die Folge: Unternehmen mit branchenspezifischem Kolorit werden tendenziell nur noch zwei Möglichkeiten haben. Entweder sie passen ihre Betriebs- und Geschäftsprozesse soweit wie möglich dem weitgehend pauschalierten ERP-Angebot von SAP, Oracle oder Microsoft an. Oder sie füllen die Modul- und funktionalen Lücken durch teure Eigenprogrammierung.

Genau das ist aber für die Anwender ein Kostenproblem. Die selbst entwickelte ERP-Software ist über den kompletten Lebenszyklus gerechnet fünf- bis sechsmal so teuer wie die gekaufte. Auch die Hoffung, die ERP-Größen würden Schritt für Schritt ihr Modul- und Funktionsset spezialisieren, kann sich als trügerisch erweisen.

In die branchenspezifischen Tiefen der vielen Spezialanbieter vorzudringen, ist für sie weniger lukrativ. Sie werden also diese spezifischen Domänen nur peripher abdecken und im Falle eines Herstellerkaufs allzu Spezifisches mit Blick auf Kosten und Ertrag schnell bereinigen.


  1. Enterprise Resource Planning: Zwischen Markt und Anwendung
  2. Gefahr durch fehlende Integration

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