Editorial CRN 4/2019

Erlerntes als Digitalisierungsbremse

21. Februar 2019, 11:49 Uhr | Daniel Dubsky
CRN 4/2019
© ICT CHANNEL

Der Mensch tut sich schwer mit Neuem, was – unbewusst – auch die Digitalisierungsbemühungen in Unternehmen behindern kann. Gebraucht wird oft ein neuer Blickwinkel – und die Fähigkeit, Erlerntes auch mal zu vergessen.

Kaum jemand würde »Das haben wir schon immer so gemacht« zum Firmenmotto erheben und sein Unternehmen damit zukunftsfähig aufgestellt glauben. Und doch unterstützen all die Dinge, die wir einst erlernt oder uns über die Jahre angeeignet haben, nur allzu häufig dieses Denkmuster. Weil es dem Menschen nun mal ganz generell schwer fällt, sich mit Neuem zu arrangieren. Wo sich Jugendliche und junge Erwachsene etwa mit Social Media oder neuen Online-Diensten leicht tun, kucken die älteren Jahrgänge meist skeptisch. Ging ja früher auch ohne. Das Problem ist, dass dieses unbewusste Verhalten auch die Digitalisierungsbemühungen im Unternehmen ausbremsen kann. Da wird dann häufig nach einer Digitalstrategie gesucht, als könne diese parallel zur »normalen« Firmenstrategie mitlaufen. Nur lässt sich die digitale Transformation nicht isoliert betrachten.

»Gelerntes kann ein Problem sein, wenn man es auf neue Technologien überträgt«, mahnte denn auch der Wirtschaftshistoriker Klemens Skibicki kürzlich auf den Fujitsu Storage Days. Die Kernfrage, die man sich als Unternehmen stellen müsse, laute: »Welche Prozesse, die vorher in Wertschöpfungsketten, Hierarchien und Push-Kommunikation getätigt wurden, können effizienter über digitale Kanäle abgewickelt werden?« So müsse man etwa Kunden nicht mehr befragen, um etwas über ihre Wünsche herauszubekommen, sondern könne das durch Datenanalysen ermitteln. »Die ganzen neuen Internet-Plattformen sind nicht besser oder schlechter, aber sie haben einen anderen Blickwinkel als die Etablierten«, so Skibicki. Oder um es mit John Maynard Keynes zu sagen: »Die Schwierigkeit liegt nicht so sehr in den neuen Gedanken, als in der Befreiung von den alten.«

Mit besten Grüßen!

Daniel Dubsky
Redaktion CRN


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