Virtuelle Gala mit fünf Besuchern

EU versenkt knapp 400.000 Euro im Metaverse

9. Dezember 2022, 14:30 Uhr | Lars Bube
Coronaviren-werfende Giganten, Infodrohnen und jede Menge Langeweile: Klaus Kistenschieber fühlt sich im Global Gateway sichtlich wohl - ist damit aber ziemlich allein.
© Screenshot Global Gateway

Mit einer großen Gala wollte die EU mit jungen Europäern die Eröffnung ihrer digitalen Niederlassung im Metaverse feiern, für die sie knapp 400.000 Euro ausgegeben hat. Letztendlich fanden sich aber weniger als zehn Gäste zur Party ein.

Der große Hype um das Metaverse hat inzwischen auch die EU erreicht. Um in der vermeintlichen digitalen Zukunft ganz vorne mit dabei zu sein, investierte die EU-Kommission rund 387.000 Euro in die Entwicklung einer eigenen Metaverse-Welt für ihre Entwicklungshilfe-Initiative, das Mitte Oktober gelaunchte „Global Gateway“. Im Vergleich zu den Milliarden, die Mark Zuckerberg mit Facebook bereits in sein New Horizons gesteckt hat, sind das freilich nur die sprichwörtlichen Peanuts. Zum Glück, möchte man als Steuerzahler fast sagen, denn der Erfolg ist ähnlich überschaubar. Als Avatar, der einer Luftballonfigur ähnelt, kann man sich dort durch eine reichlich krude Strandszenerie bewegen, über die internationalen Entwicklungshilfe-Engagements der EU informieren, Kunstwerke betrachten oder Veranstaltungen wie Diskussionen und Vorträgen lauschen. Mit etwas Glück trifft man sogar auf andere Avatare, die zumeist ratlos durch die Gegend schleichen und Fragen dazu stellen, wie man sich bewegt und was man nun hier überhaupt machen kann.

Wie gut das Global Gateway bei den Bürgern ankommt, zeigte sich Ende November. Da wollte die EU-Kommission eine große Einweihungsgala feiern, mit der sie die virtuelle Welt auch nutzen wollte, um insbesondere auch das jüngere und politisch wenig interessierte Publikum zu erreichen, das sich sonst vorwiegend auf Plattformen wie TikTok und Instagram tummelt. Tatsächlich jedoch fand sich zu der Party nur eine Handvoll Gäste ein, wie der Journalist Vince Chadwick von der Plattform devex berichtet, der vor Ort war. Angesichts von rund 450 Millionen potenziellen Besuchern also alles andere als eine großartige Galavorstellung. Zudem sollen sich die Anwesenden vor allem über die lahme Welt und die Steuerung mokiert haben, bevor sie schnell wieder verschwanden und Chadwick die Party für sich alleine hatte. Vielleicht bräuchte die EU also selbst erst noch einige digitale Entwicklungshilfe, bevor sie sich in solche Abenteuer stürzt, die selbst für Facebook derzeit noch eine Nummer zu groß erscheinen.


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