Keine Steuererklärung mehr möglich

Finanzbehörde verpasst Flash-Abschied

29. Januar 2021, 14:31 Uhr | Lars Bube
Ein eigener Browser mit Flash soll die Zeit überbrücken, bis die Steuerformulare auf HTML5 umgestellt werden
© SARS

Das verpasste Ende von Adobe Flash hat in Südafrika dazu geführt, dass Bürger ihre Steuererklärung nicht mehr ausfüllen konnten. Gelöst wurde das Problem nun auf äußerst unkonventionelle Weise: Mit einem eigenen Browser, der Flash weiter unterstützt.

Wenige Tage nachdem der Abschied von Adobe Flash den Bahnverkehr einer chinesischen Millionenstadt lahmgelegt hat, wurde jetzt ein weiterer peinlicher Fall von verpasster Migration aus Südafrika bekannt. Erst als sich dort in den letzten Tagen immer mehr Bürger beim Finanzamt beschwerten, dass sie ihre Steuererklärung nicht ausfüllen können, bemerkte die staatliche Steuerbehörde SARS (South African Revenue Service), dass die dafür notwendigen digitalen Formulare Flash nutzen. Weil das aber inzwischen sowohl vom Hersteller Adobe als auch allen großen Browser-Anbietern deaktiviert wurde, waren damit auch die Steuerklärungen lahmgelegt. Wie auch in China stand man damit vor dem Problem, die verpasste Umstellung nicht schnell genug nachholen zu können, um eine zügige Rückkehr zum reibungslosen Betrieb zu ermöglichen.

Die dafür jetzt präsentierte Lösung ist reichlich unkonventionell: Im Schnellverfahren hat der SARS einen eigenen Browser für die Steuerpflichtigen entwickelt, der Flash weiterhin unterstützt. Möglich war das in der kurzen Zeit allerdings nur, weil die Behörde sich als Basis dafür bei Googles offenem Chromium bedient hat. Das könnte allerdings direkt zum nächsten Problem führen. Denn Google verlangt im Rahmen der GPL-Lizenzbedingungen für die Nutzung, dass auch der Code des daraus entwickelten Endprodukts wieder offengelegt werden muss. Das aber hat die südafrikanische Behörde bisher verpasst. Ein weiterer Nachteil liegt außerdem darin, dass der SARS-Browser nur auf Windows-Systemen läuft und somit die Nutzer von Macs sowie Linux-Systemen ausschließt.

Dafür hat die Methode immerhin einen anderen Vorteil gegenüber der chinesischen Lösung, einfach eine komplett veraltete Flash-Version einzusetzen, bei der sich das Selbstzerstörungs-Update verhinder lässt. Der SARS-Browser wurde so adaptiert, dass er ausschließlich für das Ausfüllen der eigenen Formulare genutzt werden kann. Ins Internet können die Nutzer damit nicht, wodurch die Gefahr durch Sicherheitslücken in Flash nahezu irrelevant wird.

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