Betriebssysteme

Google lüftet Geheimnis um Chrome OS

20. November 2009, 12:34 Uhr | Matthias Hell
Die Grundidee von Chrome OS wird in typischer Google-Manier als Cartoon präsentiert.

Mit der Veröffentlichung des Open-Source-Codes von Chrome OS hat Google die Spekulationen um das Betriebssystem beendet. Chrome OS ist ultraschlank, setzt auf das Netz als Computer und soll ab Ende 2010 auf Endgeräten verfügbar sein.

Sieht aus wie ein Browser, ist aber ein Betriebssystem: Screenshot von Chrome OS.
Sieht aus wie ein Browser, ist aber ein Betriebssystem: Screenshot von Chrome OS.

Google hat den Open-Source-Code für sein Betriebssystem Google Chrome OS freigegeben. Technologiepartner, die Open-Source-Community und andere Entwickler sind damit eingeladen, an der Weiterentwicklung des Betriebssystems mitzuarbeiten. Die ersten Computer mit Google Chrome OS sollen nach Ansicht des Internetkonzerns im vierten Quartal 2010 verfügbar sein.

Im Vergleich zu der bisherigen Vorstellung von einem Betriebssystem scheint Chrome OS revolutionär: So ist die Plattform derart schlank gehalten, dass das Hochfahren und der Neustart nur wenige Sekunden in Anspruch nehmen. Sämtliche Anwendungen werden über das Internet ausgeführt – sowohl die Bearbeitung von Dokumenten, die Erstellung von PDF-Dateien als auch das Ansehen von Bilddateien.

Nutzer des Betriebssystems müssen nichts herunterladen und keine Updates durchführen, um online zu arbeiten oder zu spielen.

Bei der Sicherheit folgt Google dem bereits vom Chrome-Browser bekannten Prinzip, für jedes Fenster einen eigenen Prozess zu starten. Dies soll es Viren und Malware erschweren, den Computer zu schädigen.

Ein Bündel von Web-Technologien

Letztlich ist Chrome OS somit nichts anderes als eine Verschmelzung sämtlicher in den letzten Jahren vorgestellten Web-Services wie Google Apps, Google Mail, oder dem Google Calendar zu einem Betriebssystem aus der Cloud.

Mit der nun vorgestellten Funktionsweise erfüllt Google erstmals das vor mehr als zehn Jahren vom ehemaligen Sun-Chef Scott McNealy mit dessen Network-Computer aufgestellte Postulat »Das Netz ist der Computer«.

Für den Internetkonzern ist das nur eine logische Konsequenz: »In den letzten Jahren nutzen die Menschen das Internet immer intensiver und erledigen dort immer komplexere Aufgaben mit immer anspruchsvolleren Anwendungen«, erklärt Sundar Pichai, der bei Google für das Product Management verantwortlich zeichnet. »Wir wollten deshalb eine grundlegend andere Rechenumgebung schaffen, die den aktuellen Anforderungen der Internetnutzung entspricht.«

Kritiker: Keine echte Open-Source-Politik

Neben viel Lob gab es allerdings auch erste Kritik an dem Google-Betriebssystem. So hält das britische Branchenmagazin The Register Googles Open Source-Politik lediglich für Fassade: Zwar habe der Internetkonzern nun den Quellcode frei zugänglich gemacht, doch durch die konsequente Internet-Zentrierung bleibe letztlich die gesamte Hoheit über das Betriebssystem bei Google.

Die Anwender erhielten noch weniger Freiheiten als bei konventionellen Systemen. Chrome OS verkörpere daher weniger das Open Source-Ideal, sondern beziehe sich direkt auf das Apple-Ideal: der Verschmelzung von Hardware und Software.

Doch sowohl im Unterschied zu Apple als auch zu Microsoft verfolgt Google mit seinem Betriebssystem eine konsequente Online-Strategie und ist technologisch damit um einen bedeutenden Schritt voraus. Spannend wird nun, ob und in welcher Form die Konkurrenten auf den Google-Entwurf reagieren.


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