CRN-Kopfnuss

Google Politics: Raum für Selbstdarstellung

18. August 2017, 11:51 Uhr | Michaela Wurm

Kadidaten für die kommende Bundestagswahl können ihre Infobox bei Google selbst betexten - und editieren. Politische Grundsätze können so tagesaktuell an die Stimmung im Land angepasst werden.

Wer den Namen Angela Merkel googelt, bekommt auf der ersten Seite neben den Suchergebnissen in einer Infobox die wichtigsten Daten geliefert. »Angela Dorothea Merkel ist eine deutsche Politikerin und seit dem 22. November 2005 amtierende Bundeskanzlerin«, heißt es da. Außerdem, wie groß die Kanzlerin ist (1,65 Meter) und dass ihr Ehemann Joachim Sauer heißt.

Solche Infoboxen will Google ab der zweiten Augusthälfte für die Dauer des Bundestagswahlkampfes bei allen Politikern einführen, die im September kandidieren. Und als Extraservice dürfen die Kandidaten ihre Infoboxen erstmals teilweise selbst betexten.

Im Anschluss an die Fakten zur Person wie etwa Größe und Parteienzugehörigkeit stehen maximal 500 Zeichen für die Selbstvermarktung zur Verfügung. Dort dürfen die Kandidaten ihren politischen Grundsatz erklären. Dazu noch ihre drei wichtigsten Wahlkampfthemen, die allerdings auf 140 Zeichen - der Länge eines Twitter-Postings – beschränkt sind.

Für die Kandidaten ist Googles Betexte-deine-Box-Service verlockend, vor allem für die, die sich bisher nicht so recht an Facebook und Twitter herangetraut haben. Sie haben die Chance, ungefiltert für sich und ihre Positionen zu werben, quasi wie bei den Öffentlich-Rechtlichen, nur kürzer. Auf der ersten Ergebnisseite zu ihrem Namen steht nur, was sie dort haben wollen. Heiko Maas kann beispielsweise die Größenangabe weglassen und dafür prominent für sein Buch werben, das ein bisschen Promotion durchaus vertragen könnte. Leider lassen sich die angezeigten Suchergebnisse nicht selbst editieren, so dass dort die vom Möbelversender Westwing gesponserte Home-Story aus Bunte immer noch auftauchen kann.

Praktischerweise kann die Box zwischendurch auch überarbeitet werden. Das kommt nicht nur Kandidaten mit häufig wechselnden Ansichten entgegen, sondern auch solchen, die für Twitter einen zu nervösen Daumen haben und den einen oder andere Tweet gerne zurückholen würden.

In der Google-Box lassen sich die Wahlkampfthesen bequem editieren und bis zur Wahl bei Bedarf auch stündlich der Stimmung im Lande anpassen. So lässt sich dort heute der Aufruf nach mehr sozialer Gerechtigkeit platzieren und morgen die Forderung nach gendergerechten Toiletten und übermorgen vielleicht mal wieder der Veggie Day für alle.

Quasi als Kanzlerbonus hat Google die Infobox von Frau Merkel noch mit einem Spezialfeature versehen. Hier werden die drei Wahlkampfthemen nach einem speziellen Algorithmus basierend auf den aktuellen Umfragen von Infratest Dimap und dem ZDF-Stimmungsbarometer automatisch angepasst.


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