Lars, but not Least

Gutsherr in Platznöten: Musks Office-Pflicht wird zum Boomerang

28. Juni 2022, 13:34 Uhr | Lars Bube
© Rawpixel.com - AdobeStock

Um der von Elon Musk angedrohten Kündigung zu entgehen, strömen die Tesla-Angestellten zurück in die Büros. Die erweisen sich nun allerdings als zu klein. Und auch bei SpaceX sorgt die hemdsärmelige Personalpolitik des Milliardärs wieder einmal für einiges Kopfschütteln.

Reichlich überraschend und barsch hatte Elon Musk Anfang des Monats das Management von Tesla unmissverständlich angewiesen, die Angestellten vollumfänglich zurück ins Büro zu beordern. Wer das nicht wolle, müsse gehen, so seine klare Ansage, die angesichts der neuen Arbeitsrealitäten nicht nur bei den Betroffenen selbst, sondern auch bei einigen anderen Konzernlenkern für erhebliches Unverständnis sorgte. Wie sich jetzt allerdings zeigt, hat der impulsive Milliardär mit dem ungestümen Vorstoß wieder einmal ein fulminantes Eigentor erzielt. Während gerade einige gut ausgebildete Fachkräfte sich diesen Umgang nicht gefallen lassen wollen und kündigen, folgt die Mehrzahl der Mitarbeiter angesichts der drohenden Kündigung eingeschüchtert dem Gebrüll des Silberrückens und kehrt brav ins Büro zurück. Dort sind sie nun allzu oft genau zu dem gezwungen, was ihnen Musk im Home Office unterstellt hatte: Sie können nur so tun, als ob sie arbeiten.

Nach Berichten von Tesla-Angestellten in US-Medien fehlt vor Ort schlichtweg die Infrastruktur, um die Belegschaft, die sich während der Pandemie knapp verdoppelt hat, aufzunehmen. Das Problem beginnt demnach bereits bei der Anfahrt. Weil der Automobilhersteller nicht genügend Parkplätze hat und öffentliche Transportmittel rar sind oder ganz fehlen, müssen sich die Mitarbeiter Ausweichmöglichkeiten in der Umgebung suchen. Sind sie dann am Firmengebäude angelangt, beginnt ein Verteilungskampf, wie an den Sommerferien an der Adria. Weil auch die Arbeitsplätze nicht mehr ausreichen, werden die raren Sitzgelegenheiten schon frühmorgens mit persönlichen Platzhaltern wie Kleidungsstücken oder Aktentaschen reserviert. Wer zu spät aufsteht, hat Pech gehabt und muss sich in eifrig wirkendem Müßiggang üben und in der Hoffnung auf freiwerdende Stühle seine Runden über die Flure drehen. Dass einige Office-Spaces während der Pandemie umgewidmet wurden, verschärft das Problem noch zusätzlich.

Doch selbst die eifrigsten Bürohengste können ihre Arbeitsplätze im Hause Tesla nur sehr eingeschränkt nutzen. Denn auch die technische Infrastruktur in den Gebäuden ist während der Pandemie nicht wie von Zauberhand mit der Zahl der Mitarbeiter mitgewachsen. Deshalb müssen die glücklich sitzenden Arbeitswilligen zu guter Letzt auch noch um und mit den zu geringen WLAN-Zugängen und -Bandbreiten kämpfen, um ihr Tagewerk im Schneckentempo verrichten zu können. Manch ein lokaler Manager fühlt sich angesichts dieser misslichen Lage wohl schwer an Goethes Zauberlehrling erinnert und ruft nach dem Meister: „Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.“ Da der Meister allerdings weit entfernt im Privatjet-Office um die Welt düst und sich lieber damit beschäftigt, bei seinem Raumfahrtprojekt SpaceX unliebsame Mitarbeiter zu entlassen, die es gewagt haben seine gerne einmal peinlichen bis beleidigenden Twitter-Schnellschüsse zu kritisieren, müssen sie sich selbst helfen. Ihre verzweifelte Lösung: Sie bitten die Mitarbeiter darum, sich im Sinne der Firma zumindest zeitweise wieder ins Mobile Office zu begeben.

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