Investoren greifen nach Distributoren

Hersteller spekulieren über einen Verkauf von Also Holding

27. November 2019, 15:44 Uhr | Martin Fryba
Distributoren sind bei Investoren aktuell sehr gefragt, die jüngste Übernahme von Tech Data sorgt für Spekulationen, dass auch Broadliner Also Holding einen neuen Investor bekommen könnte.
© AdobeStock/Blue Planet Studio

Bei Ingram Micro und Tech Data haben Investoren bereits zugeschlagen. Könnte nun auch Also einen neuen Mehrheitsaktionär bekommen? Einige Herstellerpartner, die sich unzufrieden mit dem Broadliner zeigen, vermuten das.

Goldene Zeiten für Distributoren seien nicht passé, sondern brechen gerade erst an, sagte Frank Vitagliano, als er im April den Vorsitz im Global Technology Distribution Council (GTDC) übernahm. Nichts anderes erwartet man freilich von einem Chef-Lobbyisten. Dieses  Hohelied auf die Distribution vernimmt schließlich auch der Kapitalmarkt und investiert kräftig.


Tech Data ist soeben für stolze 5,4 Milliarden Dollar an Apollo Global verkauft worden. Bereits 2016 hatte die chinesische HNA Ingram Micro für sechs Milliarden Dollar übernommen. Broadliner sind begehrt, umso mehr, als es ihnen gelingt, sich noch mehr zum VAD und Marketplace-Anbieter/Provider für Cloud-Technologien zu transformieren. Das treibt ihren Wert nach oben: Das Acht- bis Zehnfache ihres operativen Gewinns können sie mit dieser Kapitalmarktstory erzielen. Über ihr klassisches Zwischenhandelsgeschäft mit Produkten, immer noch der Hauptumsatzträger, reden Broadliner weniger.


Also Holding gehört bereits seit 2009 mehrheitlich zur Düsseldorfer Droege-Gruppe. Man sei »langfristig« eingestiegen, hieß es damals. Mit Blick auf den heutigen Börsenwert und dem derzeitigen großen Investoreninteresse an Broadlinern weckt das Phantasien. Also ist aktuell rund  1,6 Milliarden Euro wert. Bei einem jetzigen Ausstieg könnte Hauptinvestor Droege Capital über 800 Millionen Euro für seinen 51-prozentigen Anteil an der Also-Gruppe einstreichen.


Rund 40 Millionen hatte Droege 2009 dem damals am Rande der Insolvenz stehenden VC Arques Industries für seine Also-Beteiligung überwiesen, die damals noch unter Actebis und NT Plus firmierte.  Ein formidabler Schnitt, der umso höher ausfallen könnte, je mehr Also-CEO Gustavo Möller-Hergt den Konzern auf Rentabilität trimmt und sofern der Kapitalmarkt an die anbrechenden Goldenen Zeiten für Distributoren weiter glaubt.


Steht demnach ein Verkauf von Also bevor? Das zumindest vermuten viele Herstellerpartner, mit denen CRN sprach.  Sie sehen, wie Möller-Hergt Jahr für Jahr die Gewinne des Konzerns steigert, Also massiv restrukturiert  und dabei den Bogen der Rentabilität offensichtlich überspannt. »Da wird die Braut hübsch gemacht«, vermutet der Chef eines Herstellerpartners von Also. Er kritisiert, dass Also Deutschland nicht mehr bereit sei, seine Waren in gewohntem Umfang auf Lager zu nehmen. So komme es zu Lieferverzögerungen oder Fachhändler würden beim Wettbewerber von Also ordern (CRN berichtete).


Andererseits: Sinkendes Ordervolumen aufgrund von Allokationen bei gewissen Herstellern und drohender Absprung einiger Herstellerpartner, die von einer massiven Vertriebsschwäche von Also Deutschland berichten,  kann nicht im Interesse einer Also sein, sollte sie sich Investoren und dem Kapitalmarkt besonders attraktiv präsentieren wollen. Außerdem hat der Broadliner in den letzten Jahren durch Zukäufe expandiert und sich gerade neuen finanziellen Spielraum für weitere Akquisitionen gesichert. Ein Indiz gegen einen möglichen Wechsel des Eigentümers ist das freilich nicht unbedingt.

 

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