msg übernimmt Start-up Neohelden

„Hey SAP, mach mal…"

27. Juli 2021, 15:05 Uhr | Martin Fryba
Neohelden aus Karlsruhe, Experten für digitale Assistenzsysteme, Chat- und Voicebots, gehören jetzt zum Systemintegrator msg
© Neohelden

Das neue Tippen ist Sprechen – mit Bots oder Applikationen, bei der Techniker mit Datenbrillen auf der Nase die Hände frei haben und per Sprache navigieren. Goliath msg kauft David aus Karlsruhe, alias Neohelden, und will Marktführer bei KI-basierten Assistenzsystemen werden.

Die 18 Neohelden im Silicon Valley des Südwestens dieser Republik aus der Karlsruher Oststadt dürften in der 8.500 Mitarbeiter zählenden msg-Firmengruppe auffallen. Allein optisch schon in ihren schwarzen Kapuzenpullis mit großem Kreis auf der Brust, der wohl eine Sprachaufzeichnung stilisieren soll. Beim traditionsreichen IT-Haus mit mittlerweile über eine Milliarde Euro Umsatz aus 28 Ländern, Gründungsjahr 1980, ist lediglich die Krawatte schon gefallen. Weißes Hemd und schwarzes Sakko, das die fünf Vorstände kleiden - allesamt Männer übrigens – bilden einen augenfälligen Kontrast zwischen der alten Welt der Systemintegration und dem frischen Technologie-Spirit, der im Start-up Neohelden weht und der künftig  auch unter das Dach der msg-Gruppe einziehen soll.

„Durch die Akquise bietet msg den Kunden künftig IT-Beratung und eine hochmoderne Lösung für digitale Assistenzsysteme, Chat- und Voicebots aus einer Hand an", teilt msg mit. Seit einem Jahr kennt man sich aus der offenbar so erfolgreichen Projektarbeit, dass die Übernahme von Marke, Produktentwicklung und Projekten rund um die Produkte „Neo“ nur eine Frage der Zeit war. Neohelden-Geschäftsführer Kiryo Abraham und Philipp Csernalabics wechseln zum Konzern msg.

Jahrzehnte lange Erfahrung aus der Systemintegration, bewährte Vertriebsstrukturen, Bekanntheit der Marke und Reputation bei vielen große Kunden vor allem aus der Versicherungsbranche öffnen dem Karlsruher Start-up einen Markt, den das junge Unternehmen aus eigener Kraft kaum hätte erschließen können. msg wiederum holt sich Kompetenzen in einer Technologie, die vor allem von Start-up-Gründern vorangetrieben wird:  Digitale Assistenten mit und ohne Sprachsteuerung, Chat- sowie Voicebots. Gerade auch die Versicherungswirtschaft, nicht bekannt als Pioniere der Digitalisierung, wird sich neuen Dialogformen in der Kundenkommunikation und effizienten, kostensparenden Prozessen auf Basis digitaler Plattformen nicht länger verschließen können.

Was technologisch ins Portfolio passt, muss indes firmenkulturell nicht aufgehen, wenn ein David mit Goliath harmonieren soll. Es geht bei dieser Akquisition auch nicht darum, einen innovativen kleinen Player lediglich vom Markt wegzukaufen und die eigene Wettbewerbsposition zu sichern, wie vielfach bei Konzernübernahmen üblich. msg-Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender Hans Zehetmaier  ist alles andere als ein Unternehmer, der an alten Zöpfen festhält. Es wäre der „größte Fehler, wenn wir so weitermachen wie bisher und uns nicht der Digitalisierung verschreiben", sagte er in einem Interview der Süddeutschen Zeitung. Das hätte auch der CEO eines großen Versicherers sagen können.  Zehetmaier, bis Jahresanfang 2020 Vorstandsvorsitzender bei msg, kennt viele von ihnen persönlich. Sie mit einem Neohelden bekannt zu machen, könnte ihren Blick erheblich weiten.

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