Rassismus und Diskriminierung

IBM stellt sich gegen Gesichtserkennung

9. Juni 2020, 14:46 Uhr | Lars Bube
© metamorworks - AdobeStock

Weil IBM zu große gesellschaftliche Gefahren darin sieht, beendet der Konzern die Forschung und den Verkauf von Software zur Gesichtserkennung und der Analyse der entsprechenden Daten.

Technologien zur Gesichtserkennung haben in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und werden auf immer breiterer Front eingesetzt. Während sie in Bereichen wie der Zugangskontrolle und der Verbrechensbekämpfung unbestritten einen enormen Fortschritt für die Sicherheit bedeuten können, werden sie jedoch an anderer Stelle zu einem gewaltigen gesellschaftlichen Problem und leisten Rassismus und Diskriminierung Vorschub. Entweder, weil die Software, wie bereits mehrfach geschehen, selbst einen entsprechenden Bias enthält, oder aber, weil sie von Autokraten, Despoten oder sonstigen zwielichtigen Elementen gezielt dazu eingesetzt wird.

Diese Gefahr hat mit IBM jetzt überraschend einen der führenden Konzerne auf diesem Gebiet dazu veranlasst, seinen kompletten Ausstieg aus diesem Technologiefeld zu beschließen. Das Unternehmen kündigte – wohl nicht ganz zufällig mitten in den Unruhen im Heimatland USA – an, künftig keine Lösungen zur Erkennung und Analyse von Gesichtern mehr zu entwickeln und verkaufen. Lediglich der Support für Bestandskunden soll vorerst noch weitergeführt werden.»IBM lehnt den Einsatz jeglicher Gesichtserkennungstechnologie – einschließlich der anderer Anbieter – zum Zweck der Massenüberwachung, rassistischem Profiling, der Verletzung grundlegender Menschenrechte und Freiheiten sowie jeglichem Zweck, der nicht mit unseren Werten und Grundsätzen des Vertrauens und der Transparenz vereinbar ist, entschieden ab – und wird dies auch nicht dulden«, erklärte der frischgebackene IBM-CEO Arvind Krishna in einem Brief an den Kongress.

Damit stellt sich IBM auf die Seite anderer Daten-Unternehmen wie Google, die sich in den letzten Monaten bereits ebenfalls erhebliche Beschränkungen für Entwicklung und Verkauf entsprechender Lösungen auferlegt haben. Auf der anderen Seite stehen Anbieter wie Amazon, die ihre Lösungen weiterhin verkaufen und somit vom Moratorium der Konkurrenten profitieren. Ähnlich zerfahren ist die Lage auch bei den staatlichen Kunden. Während etwa die Stadt San Francisco ihren Behörden den Einsatz von Gesichtserkennung verbietet, erproben und nutzen andere Länder und Behörden weiterhin solche Lösungen.

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