Engagement für Linux bleibt

IBM warnt Linux-Entwickler: »Hört auf, Windows zu kopieren«

12. August 2008, 11:45 Uhr | Lars Bube
Auf der E-Servern »zSeries 800« von IBM läuft auch Linux.

Nur einen Tag nachdem IBM eine Partnerschaft mit Canonical, Novell, und Redhat zur Bereitstellung Windows-freier PCs verkündet hat, geht Bob Sutor die Entwickler ungewohnt scharf an: Sie müssten Linux endlich umweltfreundlicher machen und damit aufhören, Windows kopieren zu wollen.

Auf der LinuxWorld Conference trifft sich jedes Jahr die weltweite Linux-Gemeinde und tauscht sich über Aktuelles und Zukunftsvisionen aus. Einer der wichtigsten Teilnehmer ist dabei IBM, die Linux und dessen Einsatz und Entwicklung bereits seit Jahren unterstützt. Zum Auftakt der diesjährigen Convention hatte IBM denn auch verkündet, künftig die Linux Distributoren Canonical, Novell, und Redhat zu unterstützen. Sie will diesen helfen, gemeinsam mit Hardware-Partnern Windows-freie PCs für den Businessbereich anzubieten.

Umso erstaunlicher ist es, dass IBM sich nur einen Tag später auf der gleichen Veranstaltung deutlich unzufrieden mit der derzeitigen Entwicklung von Linux zeigte. Bob Sutor, Vice-President für Open-Source und Standards bei IBM, nahm sich die Entwickler zur Brust und fand im Rahmen einer Roadmap für Linux auch deutliche Worte zu aktuellen Defiziten: »Hört auf, Windows 2001 zu kopieren. Das ist alles andere als ein Musterbeispiel für Gebrauchstauglichkeit.« Außerdem kritisierte Sutor, dass bei Linux umweltfreundliche Aspekte viel zu wenig Beachtung in der Entwicklung fänden. Stattdessen werde rein auf die Vorteile von Server-Virtualisierung, Lastausgleich und anderen externen Technologien gesetzt, um die Energieeffizienz im Datencenter zu verbessern.

Mit »langsam habe ich das Warten satt« kommentierte Sutor, dass weiterhin viel weniger industriespezifische Software für Linux entwickelt werde, als immer wieder angekündigt. Des Weiteren empfahl er der Linux-Gemeinde auch »endlich einmal ein paar wirklich fähige Grafikdesigner« mit ins Boot zu holen. Sutor fasste abschließend zusammen, er »habe das Gefühl, dass Open-Source zu wenig getan hat.« Dies bedeutet aber alles andere als das Ende von IBMs Linux-Unterstützung: »Wir glauben an die Zukunft von Linux. Wir werden auch unsere Bemühungen nicht reduzieren.«. IBM sieht also weiterhin eine große Chance in Linux, gerade auch für den Mittelstand. Der Software-Anbieter erweckt allerdings derzeit auch den Eindruck, dass er den Druck auf die Entwickler deutlich erhöhen will.


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