Managed Services

»Ich war verzweifelt«

2. Juni 2021, 8:50 Uhr | Martin Fryba
Frank Neumanns wichtigste zwei Empfehlungen: »Man sollte keine Ausnahmen von standardisierten Prozessen der Managed Service-Erbringung zulassen. Und man sollte den bisherigen Kunden beim Wechsel in den MS-Vertrag die Pistole auf die Brust setzen«.
© EDV Neumann

Aus der Depression wieder zum Erfolg mit einem IT-Betriebskonzept, umgesetzt in nicht einmal 36 Monaten: So wie EDV Neumann könnten viele IT-Unternehmer ihr Systemhaus in einen sicheren Hafen steuern. Ängste ablegen, Untiefen umschiffen, vor allem aber: endlich aus dem Hamsterrad aussteigen.

Umsatzeinbruch im Projektgeschäft wegen Corona um zeitweise mehr als die Hälfe, dennoch bleibt Frank Neumann gelassen. »Weil wir seit 2017 ganz konsequent auf Managed Services umgestellt hatten, bleibt in solchen Monaten der Gewinn annähernd gleich hoch«, sagt der Inhaber von EDV Neumann aus Karlsruhe. 2017 war für den damals 47-jährigen Systemhausinhaber ein Schicksalsjahr. Wenn in jeder Krise eine Chance steckt, wie man immer sagt, so ist IT-Unternehmer Neumann der Beweis dafür, dass etwas dran ist an diesem Satz. Aber der Reihe nach.


Gefangen im Hamsterrad
Wie so viele »EDV«-Häuser startete Neumann Anfang der 90er Jahre mit dem Hardwareboom durch. Noch als Student der Uni Karlsruhe hatte er den Lehrstuhl seines Professors mit PCs ausgestattet, wurde dann als Selbständiger lange Zeit Haus- und Hoflieferant der Hochschule, bis Bechtle Karlsruhe mit einem Rahmenvertrag um die Ecke kam. Zum knallharten Wettbewerb im B2B-Handel kam der nicht minder scharf  ausgetragene Kampf gegen Online-Versender hinzu.

Neumanns zweites Standbein, sein Ladengeschäft in Karlsruhe unter der Marke PC-Spezialist, kam unter Druck. Auf wenige Hochs folgten immer mehr Tiefs für einen vom volatilen Projektgeschäft abhängigen, regionalen Fachhändler, dessen Angebot im Privatkundensegment sich zudem mit aggressiven Online-Plattformen messen musste. Die Tiefpunkte waren für den IT-Unternehmer sehr quälend, seine Gesundheit bedroht. Neumann war 2017 ausgebrannt, die Verantwortung für seine damals vier Mitarbeiter lastete schwer auf ihm, die Zukunft des Familienvaters zweier kleiner Kinder schien ungewiss. »Ich fühlte mich wie im Hamsterrad gefangen«, sagte Neumann im Gespräch mit ICT CHANNEL. Mit dem Unterschied zu vielen anderen Systemhaus-Chefs, dass Neumann sich in diesem Rad nicht ewig weiterdrehen wollte.


Mit dem Mut der Verzweiflung
»Es war das erste Mal seit langem, dass ich raus ging und erstmalig an der PC-Spezialist-Geschäftsführertagung der Synaxon in Mallorca teilnahm«, erzählt Neumann. Dort hörte der kooperierte Systemhaus-Chef nicht nur vom Geschäftsmodell-Ende eines auf Hardwarevertrieb und Zeit-gegen-Geld-Dienste spezialisierten Fachhandels und der dringenden Empfehlung, auf die Welle des zukünftigen Wachstumsmarkts Managed Services zu springen. Neumann wurden auch fertige, erprobte MSP-Konzepte vorgestellt, mit deren Hilfe Reseller wie er den Umstieg in wenigen Monaten bewältigen könnten. »Ich habe das Synaxon-Konzept nahezu 1:1 umgesetzt«, so Neumann. Ihm blieb damals, wie er heute offen einräumt, »nichts anderes übrig. Ich war verzweifelt«.


Synaxon-Mitarbeiter Christian Kordt, der heute als Teamleiter bei der Tochtergesellschaft Einsnulleins die dritte IT-Evolutionswelle mit Managed Services im Franchise-Konzept für Fachhändler ausrollt, ging mit Neumann ins Detail: RMM (Enable), Ticketsystem (Docbee), rechtssichere Vertragsvorlagen und so einige Tipps, die einem das Scheitern am Anfang jeder so brisanten Geschäftsmodellumstellung in vielen Punkten ersparen.

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