Apple ändert die Daten-Spielregeln

iOS 14.5 löst Tracking-Exodus aus

10. Mai 2021, 10:41 Uhr | Lars Bube
© stokkete - AdobeStock

Apples neuer Tracking-Schutz stellt datengetriebene Geschäftsmodelle wie Soziale Netzwerke und die Werbebranche vor ein gewaltiges Problem. Nach ersten Zahlen gewähren die Nutzer weniger als einem Fünftel der Apps den benötigten Zugriff auf ihre Daten.

Schon seit Monaten sorgt Apples Ankündigung zur Einführung deutlich verschärfter Privatsphäre-Einstellungen für hitzige Diskussionen und regelrechte Panik-Reaktionen bei datengetriebenen Anbietern. Allen voran schießt Facebook, meist in Person von Gründer Mark Zuckerberg persönlich, immer wieder gegen die Pläne aus Cupertino. Dabei entbehrt es nicht einer gewissen Komik, dass sich ausgerechnet Zuckerbergs selbst höchst umstrittener Konzern jetzt plötzlich als Verteidiger des freien Wettbewerbs und der Nutzer geriert. Doch Apple ließ sich von allerlei Drohungen und Flüchen sowieso nicht beirren und rollt die App Tracking Transparency (ATT) nun seit gut zwei Wochen mit dem Update auf iOS 14.5 schnell auf breiter Front aus. Und wie erste Zahlen nun belegen, werden damit tatsächlich die schlimmsten Befürchtungen der Sozialen Netzwerke, Werbewirtschaft und sonstigen Datensammler größtenteils wahr.

Laut den Erhebungen der Marktforscher von Flurry, die nach eigenen Angaben auf über einer Million Apps und rund zwei Milliarden iOS-Geräten basieren, nutzen die Besitzer der iPhones und iPads die ATT sehr restriktiv. Anders als von den meisten Kritikern befürchtet, blockieren sie dabei jedoch nicht einfach jegliches Tracking, um so bequem die ständigen Abfragen zu umgehen, sondern gehen sehr bewusst vor. Weltweit nutzen bislang nur 5 Prozent die schärfste Einstellung »restricted« und verbieten damit das Tracking generell für alle Apps, ohne weitere Nachfrage. In den USA sind es nur 3 Prozent, die auf diese komplette Blockade setzen. Der überwiegende Teil der Nutzer will also ganz offensichtlich selbst entscheiden, welchen Apps und Anbietern er seine Daten an die Hand gibt – und vor allem, welchen nicht. Nur 13 Prozent der entsprechenden Abfragen werden Flurry zufolge derzeit mit der von den Anbietern erhofften Einwilligung beantwortet, in den USA als wohl wichtigstem Markt liegt die Opt-in-Rate sogar lediglich bei 5 Prozent.

Wer sein Geld mittel- oder unmittelbar mit mobilen Trackingdaten und darauf basierenden Angeboten und Diensten verdient, steuert somit auf ein gewaltiges Problem zu, da das komplette Geschäftsmodell zumindest in der Apple-Welt ausgehöhlt zu werden droht. Umso mehr, wenn auch Google ähnliche Pläne umsetzt, wie etwa mit der Verbannung von Drittanbieter-Cookies aus dem Chrome-Browser. Vor allem die digitale Werbeindustrie, die alleine mit entsprechenden mobilen Anzeigen rund 200 Milliarden US-Dollar jährlich umsetzt, bangt nun schwer um dieses gigantische Geschäft und sucht händeringend nach Auswegen.

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