Tresmo-CEO Jan Rodig im CRN-Interview

»IoT wird uns noch sehr lange beschäftigen«

6. September 2018, 15:30 Uhr | Michaela Wurm
Jan Rodig, CEO des IoT-Dienstleisters Tresmo
© Tresmo

Als CEO des IoT-Dienstleisters Tresmo und Mitglied der Arbeitsgruppe Forschung & Innovation der Initiative Plattform Industrie 4.0. hat Jan Rodig Erfahrung mit IoT-Projekten gesammelt. Im CRN-Interview berichtet er, wo der Schuh drückt.

CRN: Ist das Internet der Dinge die nächste große Entwicklungsstufe der digitalen Transformation?

Jan Rodig: Das IoT ist die dritte große Welle der Digitalisierung, in der wir bereits mittendrin stecken und die uns auch noch sehr lange beschäftigen wird. Was dann die nächste große Entwicklungsstufe sein wird, kann aktuell vermutlich noch niemand so genau sagen. Ich nehme an, es wird künstliche Intelligenz sein, wenn die bisherigen Limitierungen überwunden werden können. Doch wann das soweit ist, darüber streitet sich auch die KI-Forschungsgemeinde gegenwärtig noch intensiv.

CRN: Wie verändert das IoT Unternehmen und den Alltag?

Rodig: Der Alltag wird immer stärker durch vernetzte Autos oder das Smart Home durchdrungen, wenngleich die tatsächliche Verbreitung längst nicht mit dem gewaltigen Medienecho des Themas korreliert. Insgesamt ist das Consumer IoT im Vergleich zum Industrial IoT auch eher vernachlässigbar. Für Unternehmen, insbesondere die Industrie, ändert sich mittelfristig fast alles. Einerseits vernetzen sie ihre Produktion, um effizienter, transparenter und mit besserer Qualität sowie in kleineren Losgrößen produzieren zu können. Andererseits fragen die Kunden immer stärker vernetzte Produkte mit ergänzenden digitalen Services nach, die auch innovative neue Geschäftsmodelle ermöglichen.

CRN: Wie lässt sich mit digitalen Services in Industrie 4.0 und IoT Geld verdienen?

Rodig: Das hängt stark vom Einzelfall ab, also wie die Wettbewerbs- und Kundensituation im betreffenden Marktsegment tatsächlich aussieht. Generell werden verstärkt digitale Services, Daten und auch der Zugang zu den Kunden monetarisiert sowie nutzungs- oder erfolgsabhängige Erlösmodelle eingeführt. Da der Wettbewerb mit reiner ‘Hardware‘ – also Maschinen oder Anlagen – zunehmend härter wird und die Margen sukzessive sinken, ist die Digitalisierung die nächste große Entwicklungsstufe der Differenzierung. Damit wird dann am Ende möglicherweise in vielen Fällen gar nicht unbedingt mehr Geld verdient, aber die Unternehmen sichern ihr zukünftiges Bestehen ab.

CRN: Wie können Unternehmen herausfinden, ob IoT das Richtige für sie ist?

Rodig: Es gibt bei fast allen größeren Unternehmen erhebliche Potenziale – entweder bei der Vernetzung der Wertschöpfungskette oder bei Smart Products und Services. Als erfahrener IoT-Dienstleister können wir meist bereits nach ein bis zwei Workshoptagen erste Potenzialeinschätzungen geben.

CRN: Warum scheitern so viele IoT-Projekte?

Rodig: Wir arbeiten vor allem im Bereich Smart Products und Services. Solche Dinge müssen konsequent kundenzentriert und agil entwickelt werden, um erfolgreich zu sein. Doch dafür haben die meisten Unternehmen noch gar nicht das nötige Know-how an Bord und so werden die Projekte oft top-down, ohne ausreichende Einbeziehung der Kunden, mit mangelhafter User Experience und ohne ein ausreichendes Verständnis der Chancen und Möglichkeiten des IoT angegangen. Auch bei der technischen Implementierung skalierbarer, zukunftsfähiger und sicherer Lösungen hakt es oft.


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