Betrugskrimi um »Envion Token«

Kypto-Miner Envion sucht verschwundene Millionen

17. Mai 2018, 14:36 Uhr | Michaela Wurm
Envion-CEO Matthias Woestmann will neue »EVN-Token« ausgeben
© Envion

Wurden »Envion Tokens« des Krypto-Mining-Startups Envion in zweistelliger Millionenhöhe illegal erzeugt und verkauft? Die Firmengründer und der CEO beschuldigen sich gegenseitig und haben Anzeige erstattet

Ein millionenschwerer Betrugsverdacht bewegt die Kryptoszene. Bei dem Schweizer Unternehmen Envion streiten sich die Gesellschafter darüber, wo Millionen aus dem ICO verblieben sind.

Matthias Woestmann CEO des Krypto-Mining-Startups spricht von einem Millioneschweren Betrug mit der Kryptowährung »Envion-Token« und fordert Krypto-Börsen weltweit auf, den Handel damit einzustellen. Laut Woestmann wurde eine große Anzahl Token illegal erstellt und ein Teil davon in Umlauf gebracht und verkauft. Er spricht von Tokens im Wert von 40 Millionen US-Dollar, die illegal geschaffen wurden. Woestmann hat deswegen in Berlin Anzeige erstattet und kündigt eine Umtauschaktion sowie die Ausgabe neuer »EVN-Tokens« an.

Das Gründungsteam der Envion AG wehrt sich mit Nachdruck gegen Woestmanns Behauptung, es seien im Zuge des ICO im Januar 2018 illegal 40 Millionen Token generiert worden, und hat ebenfalls rechtliche Schritte gegen den CEO eingeleitet. Woestmann wolle nur von der eigentlichen Problematik ablenken, dass er sich jetzt für die unrechtmäßige und putschartige Übernahme der Envion AG vor einem Gericht verantworten muss, so Gründer Michael Luckow. Er wirft dem CEO vor, gemeinsam mit seinem Rechtsberater, dem Berliner Anwalt Thomas van Aubel, unrechtmäßig über eine Kapitalerhöhung die beherrschenden Anteile des Gründerteams von 81 Prozent auf 33 Prozent verwässert und so die Herrschaft über die Envion AG an sich gerissen zu haben. Kurz zuvor hatte das Unternehmen über ein »Initial Coin Offering« (ICO) rund 100 Millionen US-Dollar von Investoren eingesammelt.

Mit der Veröffentlichung von internen Dokumenten, Emails und weiterer Kommunikation auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite www.envion-founders.org wollen die Gründer die Falschbehauptungen widerlegen. Dort findet sich auch eine detaillierte Auflistung aller generierten Token und der zugehörigen Wallets. »Es gibt keine verschwundenen Token. Jeder Token ist über die Blockchain leicht zu lokalisieren», so Luckow.

Gegenüber dem Handelsblatt räumt der Mitgründer ein, dass mehr Token erstellt wurden als benötigt. Diese seien angeblich für einen Großinvestor gedacht gewesen, der dann jedoch abgesprungen sei. Die Gründer hätten den Geschäftsführer darüber informiert und aufgefordert, die überzähligen Coins zu vernichten. Das sei nicht geschehen. »Wir haben Woestmann nachweislich mehrmals gebeten uns in seiner Funktion als CEO von Envion dazu zu autorisieren die überzählige Token zu vernichten, so wie es den Investoren versprochen wurde. Das hat er nie getan«, so Luckow.


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