Startups

Lernen von Versagern

22. Juli 2016, 12:28 Uhr | Martin Fryba

Dem Erfolgreichen begegnet der Deutsche mit Neid und Missgunst, mit Spott und Häme überzieht er dagegen gescheiterte Unternehmer. Doch die stigmatisierten Pleitiers schlagen nun zurück.

Der Makel des erfolglosen Unternehmensgründers verfolgt Christian Lindner bis heute. Der FDP-Chef fuhr regelrecht aus seiner Haut und setzte zu einer minutenlangen Wutrede (Youtube-Video) an, als er im NRW-Landtag zum Thema Gründerkultur den Zwischenruf eines SPD-Abgeordneten vernahm. Dieser hatte Lindner auf seine frühere Internetfirma Moomax erinnert, die trotz einer Finanzierung von über 1,4 Millionen Euro durch die Staatsbank KfW mit der Idee gescheitert war, Avatare zu programmieren.

Es war und ist bis heute eine typische Szene, wie hierzulande unternehmerischer Misserfolg eingeordnet wird: Den gescheiterten Unternehmer trifft in Deutschland das Stigma des Versagers. Die Angst vor gesellschaftlicher Ächtung im Falle eines Scheiterns dürfte mit ein Grund dafür sein, dass junge Menschen erst gar kein unternehmerisches Wagnis eingehen oder Unternehmer im Falle einer Schieflage ihrer Firma viel zu spät eine Insolvenz/Sanierung in Betracht ziehen