Änderungen an Produktivitäts-Score

Microsoft lenkt bei Office-Überwachung ein

2. Dezember 2020, 21:23 Uhr | Lars Bube
© Feodora - AdobeStock

Erfreulich schnell und offen hat Microsoft auf die Kritik an möglicher Mitarbeiter-Überwachung mit Workplace Analytics reagiert und sofort damit begonnen, die Software so anzupassen, dass Einzelbewertungen nicht mehr möglich sind.

Noch bevor er richtig Feuer fangen konnte, hat Microsoft dem aufflammenden Streit um sein Produktivitäts-Tool Workplace Analytics umgehend den Zunder entzogen. Dabei reagierte das Unternehmen nicht nur erstaunlich schnell, zumal für einen solchen Großkonzern, sondern auch äußerst souverän. In einem öffentlichen Statement nimmt Microsoft die Kritik offen an und gesteht ein, mit den integrierten Überwachungsmöglichkeiten auf Ebene einzelner Mitarbeiter möglicherweise über das Ziel hinausgeschossen zu sein. »Wir bei Microsoft setzen uns sowohl für datengestützte Erkenntnisse als auch für den Datenschutz der Nutzer ein. Wir bemühen uns immer, die richtige Balance zu finden, doch sollten wir sie verfehlen, hören wir genau zu und nehmen entsprechende Anpassungen vor«, verspricht Microsoft-365-Chef Jared Spataro.

Und der Konzern lässt diesem Versprechen auch unmittelbar Taten folgen, in dem Fall Anpassungen an der Software. Das am meisten kritisierte Feature, mit dem Daten der Arbeitsverläufe einzelner Mitarbeiter aus den letzten 28 Tagen abgerufen werden können, nimmt Microsoft komplett aus Workplace Analytics heraus. Um ganz sicher zu gehen, will der Anbieter außerdem sämtliche Namenszuordnungen aus der Software streichen und die Daten damit anonymisieren. Zudem sollen die Einstellungen für die Privatsphäre überarbeitet werden. »Productivity Score erstellt eine Bewertung der Organisation und wurde nie dafür konzipiert, einzelne Benutzer zu bewerten. Wir werden dies in der Benutzeroberfläche deutlicher machen und unsere Datenschutzangaben im Produkt verbessern, um sicherzustellen, dass IT-Administratoren genau wissen, was wir aufzeichnen und was nicht.«

Unter diesen neuen Voraussetzungen erfasst die Productivity Score weiterhin die Produktivität in den acht Gebieten Kommunikation, Meetings, Inhaltliche Zusammenarbeit, Teamwork, Mobilität, Endpoint-Analysen, Netzwerkverbindungen und den Status der Microsoft 365 App. Auf jedem Gebiet gibt es maximal 100 Punkte, die am Ende zur Productivity Score addiert werden. Die letzten drei genannten Punkte sollen darüber hinaus der IT-Abteilung wichtige Infos zu möglichen Problemen liefern, bevor diese akut werden. Insgesamt soll das Tool nach Microsofts Intention den Unternehmen vor allem dabei helfen, die notwendigen Change-Prozesse sicher zu meistern. Eine der wichtigsten Herausforderungen dabei ist es, die Akzeptanz für neue Arbeitsformen, Prozesse und Tools zu verbessern.

Mag die Kritik der Datenschützer damit auch noch nicht völlig vom Tisch sein, gebührt Microsoft für die Geschwindigkeit, Transparenz und Gründlichkeit in jedem Fall einiger Respekt. Die Reaktion beweist Größe und ein Gespür für die Sorgen der Nutzer und der Gesellschaft, die man sich von manch anderem Weltkonzern vergeblich wünscht. Das goutieren auch die eigenen Mitarbeiter. Der Softwarearchitekt Jeffrey Snover, seit über 20 Jahren bei Microsoft und als CTO für die Modern Workforce Transformation mit für das Projekt verantwortlich, bekennt auf Twitter »Was ich an Microsoft am meisten liebe, ist die Tatsache, dass wir, wenn wir Mist bauen, den Fehler anerkennen und ihn beheben. 10.000 Dank an @WolfieChristl und andere für das Feedback, das zu dieser Änderung geführt hat!«.

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