Virtualisierung

Microsoft macht Linux auf Windows-Systemen Beine

21. Juli 2009, 11:31 Uhr | Bernd Reder
Die Architektur von Microsofts Hyper-V: Nun will der Hersteller den Support für Linux-Virtual-Machines deutlich verbessern.

Rund 20.000 Zeilen Code für den Linux-Kernel hat Microsoft bereitgestellt. Sie sollen die Performance von virtualisierten Linux-Installationen verbessern, die auf Windows-Servern laufen. Damit startet Microsoft einen Generalangriff auf Vmware.

Auf den ersten Blick hört sich das Ganze unspektakulär an: Microsoft hat der Linux-Kernel-Community 20.000 Zeilen Programmcode zur Verfügung gestellt. Dieser soll in die nächste Kernel-Version der Open-Source-Software integriert werden.

Darin eingeschlossen sind drei Device-Treiber. Sie sorgen laut Microsoft dafür, dass Linux-Virtual-Machines erheblich schneller auf Rechnern unter Windows Server 2008 und Windows Server 2008 R2 laufen, auf denen der Hypervisor »Hyper-V« eingesetzt wird.

Die Gerätetreiber versetzten Linux-VMs in die Lage, einen »Enlightened«-Modus zu nutzen. Laut Sam Ramji, Senior Director Platform Strategy bei Microsoft, sollen dann virtualisierte Linux-Installationen unter Hyper-V mit derselben Geschwindigkeit arbeiten wie Windows-VMs.

»Es ist das erste Mal, dass Microsoft Code an die Linux-Community weitergibt«, so Ramji. Die Software soll unter der GPLv2-Lizenz bereitgestellt werden.

Angriff auf Vmware

Der Schachzug von Microsoft könnte massive Auswirkungen auf den Virtualisierungs-Markt haben. Vor allem Vmware gerät durch die Ankündigung unter Druck. Laut Gartner beträgt der Anteil des Unternehmens im Bereich Hypervisoren auf x86-Rechnern etwa 80 bis 90 Prozent.

Nun dürfte Hyper-V an Boden gewinnen, zumal Microsoft seinen Hypervisor kostenlos im Paket mit Windows Server 2008 anbietet. Laut Sam Ramji will der Hersteller vor allem Anwender für sich gewinnen, die nur eine Virtualisierungsplattform für Windows und Linux einsetzen wollen. Das soll nach den Vorstellungen von Microsoft das Gespann Windows Server/Hyper-V sein.

Bislang unterstützte Hyper-V nur Suse Linux Enterprise Server als Gastbetriebssystem. Durch die Integration des Microsoft-Codes in den Linux-Kernel lassen sich nun auch Red-Hat-, Debian- und Ubuntu-Distributionen virtualisieren.

Zudem müssen Vmware-Anwender, die Linux-VMs einrichten möchten, spezielle Paravirtualisierungstreiber des Herstellers installieren. Beim Ansatz von Microsoft ist das nicht der Fall.

Microsoft akzeptiert Linux

Das jüngste Bekenntnis von Microsoft zu Linux dürfte zudem die Spannungen zwischen dem Hersteller und der Open-Source-Gemeinde etwas mindern. Offenkundig akzeptiert der Hersteller, dass Linux seinen festen Platz im Data-Center gefunden hat.

Dennoch ist es noch zu früh, Entwarnung zu geben: Anwälte von Microsoft wollen Linux-Anbieter immer noch davon »überzeugen«, Patentabkommen mit dem Software-Riesen abzuschließen – und entsprechende Gebühren zu zahlen. Bekanntlich vertritt Microsoft den Standpunkt, dass ein Gutteil des Linux-Codes Patentrechte der Software-Firma verletzt.


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