Open-Source-Software

Microsoft-Rivalen kaufen Linux-Patente

8. September 2009, 13:08 Uhr | Bernd Reder
Will Patentrechtsklagen gegen Linux-User verhindern: Das Open Invention Network, dem unter anderem IBM und Red Hat angehören.

Eine Gruppe von IT-Firmen kaufte 22 Linux-Patente auf, die ehemals Microsoft gehörten. Damit will die Vereinigung namens Open Invention Network verhindern, dass auf Linux-Anwender Klagen wegen Patentrechtsverletzung zukommen.

Das Verhältnis von Microsoft zu Linux ist bekanntlich zwiespältig. Auf der einen Seite droht der Software-Riese immer wieder Nutzern der Open-Source-Software mit Klagen und will von ihnen Lizenzgebühren eintreiben. Die Begründung: In die Entwicklung von Linux sei Know-how eingeflossen, an dem Microsoft Rechte hält.

Auf der anderen Seite betont der weltweit größte Software-Hersteller, er stehe der Open-Source-Bewegung durchaus offen gegenüber.

Im Juli beispielsweise stellte Microsoft 20.000 Zeilen Programmcode für die Integration in den Linux-Kernel bereit. Damit will der Hersteller virtualisierte Linux-Installationen beschleunigen, die auf Windows-Servern laufen (siehe Microsoft macht Linux auf Windows-Systemen Beine).

Dieser Zickzack-Kurs hat nun die Herstellervereinigung Open Invention Network (OIN) auf den Plan gerufen. In ihr sind einige der schärften Rivalen (und besten Partner) von Microsoft vertreten: Linux-Spezialist Red Hat, IBM, Novell, NEC, Sony und Philips.

Ziel: Schutz von Linux-Usern

OIN hat nun 22 Linux-Patente aufgekauft, die Microsoft Anfang des Jahres an andere Organisationen abgegeben hat. Es handelt sich um die erste größere Aktion des OIN im Rahmen des »Distinguished-Inventors-Patent-Acquisition-Programms«, das die Vereinigung Ende August aufgelegt hat.

Mit der Aktion will OIN verhindern, dass auf Nutzer von Linux langwierige und kostspielige Prozesse wegen der Verletzung von Patenten zukommen. Dies zielt nicht unbedingt auf Microsoft, sondern auch gegen sogenannte »Patent-Trolle«.

Solche Firmen oder Anwaltskanzleien haben sich darauf spezialisiert, Patente aufzukaufen und sie zu Geld zu machen. Das erfolgt meist auf dem Weg von Klagen gegen prominente Unternehmen.

Von diesen wollen die »Trolle« Lizenzgebühren eintreiben. Unabhängig davon, ob die Kläger recht haben oder nicht, zahlen viele Unternehmen, um langwierige Auseinandersetzungen und eine Verunsicherung ihrer Kunden zu vermeiden.

Weitere Patente will das OIN von einer ähnlich gepolten Vereinigung erwerben, der Allied Security Trust I. Auch diese Gruppe, der unter anderem Cisco Systems und Hewlett-Packard angehören, kauft Patente auf, um sie vor Patent-Trollen zu »retten«.

Microsoft hält nach eigenen Angaben 50.000 Patente. An die 200 davon werden nach Einschätzung des Unternehmens durch Linux verletzt.


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