Amerikaner wollen deutsches Routing verhindern

NSA-Affäre spaltet den Bitkom

18. Februar 2014, 14:42 Uhr | Werner Fritsch
Dieter Kempf, Präsident des Bitkom (Foto: Datev)

Die gigantischen Überwachungsaktivitäten amerikanischer und britischer Behörden haben hierzulande das Vertrauen in das Internet beschädigt. Amerikanische ITK-Firmen bangen um ihre Geschäfte, deutsche hingegen wittern Morgenluft.

Beim Bitkom, dem zentralen Interessensverband der ITK-Branche in Deutschland, geht es zurzeit hoch her. »Hinter den Kulissen fliegen die Fetzen. Zeitweise stand der Verband vor einer echten Zerreißprobe«, zitiert die »Wirtschaftswoche« einen Insider. Der Konflikt tobt zwischen den deutschen IT-Firmen im Bitkom und den dort ebenfalls vertretenen amerikanischen Konzernen.

Die Statthalter der letzteren kämpfen gegen das Ansinnen, sichere Hard- und Software sowie Netzwerktechnologien »Made in Germany« zu fördern. So möchte die Deutsche Telekom Datenpakete von und nach Deutschland nicht mehr über Server in den USA oder Großbritannien leiten, die von dem amerikanischen Geheimdienst NSA sowie der britischen Spionage-Organisation GCHQ systematisch angezapft werden, wie man seit den Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden weiß. Der Bitkom solle der Tatsache Rechnung tragen, dass Server von Mitgliedsunternehmen in verschiedenen Ländern stehen, verlangte trotzdem der Microsoft-Vertreter. In den USA gibt es ein entsprechendes nationales Routing. Hierzulande wollen dies laut »Wirtschaftswoche« neben Microsoft auch Oracle, Google, Amazon und Ebay verhindern.

Auf lautstarken Protest stieß schon der Vorschlag der Deutschen Telekom, in einem Positionspapier festzuhalten, dass die Vertrauenskrise im Internet von angelsächsischen Behörden verursacht wurde. Dies spiegle nicht die aktuelle Nachrichtenlage wider, postulierte der Google-Vertreter. »Beim Thema Datenschutz werden zu viele unserer berechtigten Forderungen verwässert«, sagte ein Insider der »Wirtschaftswoche«. Deutsche ITK-Unternehmen fragen sich inzwischen, ob es eine gute Idee war, so viele US-Firmen in den hiesigen Branchenverband aufzunehmen. Bitkom-Präsident Dieter Kempf wird nachdenken müssen.


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