»Kundenverhalten verändert sich zu langsam«

Otto stellt Yapital für Verbraucher ein

24. November 2015, 15:44 Uhr | Peter Tischer

Überraschend beendet das Yapital-Experiment für Endkunden. Während der Dienstleister im Handel gut aufgenommen wurde, waren es am Ende schlicht zu wenig Kunden, um profitabel zu werden.

Mit großen Ambitionen hatte der internetaffine Otto-Konzern Yapital vor ein paar Jahren in Deutschland gestartet. Das Ziel: sowohl den deutschen Konsumenten als auch den Einzelhandel von den Vorzügen des Cross-Channel-Payments zu überzeugen. Über mangelnden Zuspruch aus dem Stationär- und Online-Handel konnte sich die Bezahltochter auch nicht beklagen. Dafür enttäuschte der Zuspruch bei den Konsumenten: »Die Geschäftsentwicklung und vor allem die Entwicklung der Endkundenzahl ist in diesem Bereich zum aktuellen Zeitpunkt schlicht nicht kalkulierbar«, so Yapital-Geschäftsführer Marc Berg. Bereits vor drei Jahren habe man vom Mobile-Payment-Durchbruch gesprochen, dennoch gebe es heute laut Studien gerade einmal 200.000 Nutzer in Deutschland. Deshalb wird Yapital für Endkunden zum 31. Januar eingestellt.

Laut Berg ließ sich eine Gewinnung von Neukunden durch reines Marketing betriebswirtschaftlich nicht umsetzen, wozu auch neue Gesetze beitragen. »Auf Grund des Margenverfalls bedingt durch eine neue Rechtslage (Interchange Regulierung) ist aus unserer Sicht eine Endkundengewinnung für neue Payment-Systeme wie Yapital ohne starken Partner mit einer breiten Kundenbasis nicht rentabel zu betreiben«, so Berg. Dafür ändere sich das Kundenverhalten zu langsam. Die Interchange Regulierung bezeichnet die Deckelung von Kartengebühren, so dass Händler deutlich weniger Gebühren an den Zahlungsdienstleister zahlen müssen.

Bis zuletzt habe es Gespräche mit potentiellen strategischen Partnern gegeben, um das Cross-Channel-Payment-Angebot noch zu einem nachhaltigen Erfolg zu führen – vergeblich. »Wir waren bis zuletzt optimistisch, aber leider hat es letztlich nicht gepasst«, so Berg. Man habe immer gewusst, dass man das Henne-Ei Problem hätte lösen müssen, um erfolgreich zu sein. »Leider haben wir nur eine Seite lösen können – die Gewinnung von attraktiven Partnern aus dem Einzelhandel.«

Im Zuge der Schließung werden alle bestehenden Yapital-Konten auf Nutzer- sowie Händlerseite zum 31. Januar kommenden Jahres gelöscht. Auch der Hamburger Yapital-Standort wird aufgegeben. Am Luxemburger Standort soll Yapital als E-Geld-Institut mit »einer deutlichen reduzierten Zahl von Mitarbeitern« aufrechterhalten werden. Im B-2-B-Bereich will man weiter aktiv bleiben. Der Otto-Konzern prüfe Anschlussbeschäftigungen für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.


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