IT- und Softwarehaus Audius

Rasanter Kurssprung nach Zahlenvorlage

8. Februar 2021, 9:35 Uhr | Martin Fryba
© AdobeStock/Blambca

Ziele 2020 übererfüllt, nun weckt CEO Rainer Francisi die Phantasie der Börsianer. Für weitere Kurssprünge braucht man keine Armee von Kleinanlegern, ein Heckenschütze würde reichen. Das Problem mit der Crowd und der Abwesenheit von Masse.

Ein starker Jahresendspurt ist für Systemhäuser nicht ungewöhnlich, im Gegenteil. In jedem vierten Quartal ist Jahresendralley – bei Bechtle, Cancom oder jedem mittelgroßen IT-Dienstleister mit viel Projektgeschäft und IT-Handel. Audius, durch Akquisitionen in den letzten Jahren auf aktuell 500 Mitarbeiter in 15 bundesweiten Standorten gewachsen, meldete vergangenen Freitag, im vierten Quartal 2020 »die eigenen Ziele bei Umsatz und Ergebnis teils deutlich übertroffen« zu haben. Nach vorläufigen Zahlen stehen 34 Millionen Euro »Gesamtleistung« auf der Umsatzseite, ein auch durch Zukäufe bedingtes Plus von über 40 Prozent. Das operative Ergebnis (Ebitda) werde die anvisierten zwei Millionen Euro »deutlich übersteigen«.

Man hat nicht den Eindruck,dass Rainer Francisi, CEO der ersten Stunde beim IT-und Softwarehaus aus Weinstadt bei Stuttgart, amtsmüde geworden sein könnte, was verständlich wäre angesichts seines 30. jähriges Firmenjubiläums, das er im April  begehen wird. Erstens: Audius will auch künftig die Chance eines sich konsolidierenden Markts nutzen und weiter zukaufen. Die Mittel verschaffen sich die Schwaben an der Börse. Zweitens: Im laufenden Jahr sollen sich endlich auch die Synergien der gewachsenen Gruppe deutlicher beim Gewinn niederschlagen. 2021 werden erstmals alle jüngst zugekauften Beteiligungen vollständig in die Bilanz eingezogen. Francisi rechnet mit einem »Umsatz- und Gewinnsprung«. 50 Millionen Euro Erlöse, das Ebitda auf mehr als vier Millionen mindestens verdoppeln, wäre sein Geschenk im Jahr seines 30. Dienstjubiläums und ein Geschenk an die Aktionäre.

Homöopathisches Handelsvolumen
Die freilich haben am Freitag bereits einen Vorgeschmack darauf erhalten, was mit ihren Aktien passieren kann. Nach Vorlage der neuen Prognosen für 2021 schnellte die Audius-Aktie im Basic Board der Frankfurter Börse vergangenen Freitag von acht Euro auf fast zehn pro Anteilsschein – ein Tagesgewinn von 25 Prozent.

Die Aussagekraft solcher Kurssprünge relativiert sich hingegen schnell, wenn man auf die Kursdaten schaut.  2.864 gehandelte Aktien der Audius SE am vergangenen Freitag haben ausgereicht, die Börsenkapitalisierung des IT- und Softwarehauses um ein Viertel in die Höhe schnellen zu lassen. In München, wo Audius im Mittelstandssegment m:access der dortigen Börse eigentlich gehandelt werden sollte, fand mangels Angebot gar kein Handel statt.

Nun öffnen solche Börsensegmente wie Basic Board oder m:access auch kleinen Unternehmen einen vergleichsweise günstigen Weg zum öffentlichen Kapitalmarkt. Dass Vorstände aber keine Maßnahmen treffen, ihre Aktien jederzeit liquide an der Börse zu halten, ist für Anleger ein Risiko. Wenn wenige Stücke den Kurs nach oben treiben, gilt das natürlich auch umgekehrt. Gewiefte Spekulanten,  »Chefredakteure« von Börsenbriefen und Fondsmanager in einer Person beispielsweise, haben als Volatilitätsmacher ein Millionenvermögen gemacht.

Dazu wird es bei Audius SE freilich nicht reichen. Man bräuchte für Kurssprpünge auch gar keine Armee von Kleinanlegern, wie der spektakuläre Coup Gamestop zeigte, wo sich eine Crowd bei Reddit verabredete und über den Online-Broker Robinhood die Aktien des Händlers in kürzester Zeit in astronomische Höhe trieb. Es würde ein mit wenigen Tausend Euro ausgestatteter Heckenschütze reichen.

 

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