Server-Betriebssysteme

Red Hat verzichtet bei Enterprise Linux 6 Beta auf Xen

26. April 2010, 14:04 Uhr | Bernd Reder
Wird im Lauf des Jahres durch Version 6 ersetzt: RHEL 5 (hier die Advanced Edition).

Mit einer Reihe neuer Funktionen wartet die Beta-Version von Red Hat Enterprise Linux 6 auf, die zum Herunterladen bereit steht. Allerdings fehlt auch ein nicht ganz unwichtiger Bestandteil: der Hypervisor Xen.

Die Beta-Version von Red Hat Enterprise Linux 6 (RHEL) hat Red Hat für alle Interessierten zum Herunterladen freigegeben. Diese Ausgabe des Server-Betriebssystems wird das erste Release sein, bei dem der Hersteller auf die Integration des Hypervisors Xen von Citrix verzichtet.

Stattdessen konzentriert sich Red Hat nun auf die Virtualisierungslösung KVM (Kernel-based Virtual Machine). KVM gilt in Fachkreisen als Hypervisor, der aus technologischer Sicht ein großes Potenzial bietet. Kritiker halten dagegen, dass KVM im Gegensatz zu anderen Hypervisors auf dem Betriebssystem-Kernel basiert und nur Linux-Virtual-Machines unterstützt.

KVM war bereits Bestandteil von RHEL 5. In Version 6.0 wurde vor allem I/O-Leistung von Virtual Machines verbessert. Integriert wurde beispielsweise Support für Single-Root I/O Virtualization (SRIOV). Dadurch haben VMs die Möglichkeit, bei I/O-Operationen den Hypervisor zu umgehen und direkt PCIe- oder Fibre-Channel-Festplatten anzusprechen.

Virtual Machines Ressourcen zuweisen

Eine weitere Verbesserung betrifft die Zuweisung von Ressourcen an Virtual Machines: Der Systemverwalter kann nun feinkörniger als bislang einzelnen VMs Arbeitsspeicher und Netzwerkbandbreite zuweisen. Dies ist vor allem für Anwendungen von Vorteil, für die eine bestimmte Dienstgüte (Service Level) festgelegt wurde.

Auch in puncto Skalierbarkeit hat RHEL 6.0 zugelegt. Laut Hersteller lassen sich jetzt 64 Prozessoren und 2 TByte Speicher in ein Rack von 5 Höheneinheiten (HE) packen.

Neues File-System

Eine einschneidende Veränderung betrifft das Dateisystem: Erstmals wird bei RHEL 6.0 ext4 als Standard-File-System verwendet. Es unterstützt größere Dateien und nutzt den Festplattenplatz effizienter aus. Die maximale Größe eines ext4-File-Systems liegt bei 16 TByte.

Zusätzlich wird das XFS-Dateisystem verfügbar sein. Allerdings drückt sich Red Hat in diesem Punkt etwas »blumig« aus: »Es wird erwartet, dass XFS bereit steht.«

Dieses File-System eignet sich vor allem für extrem große Dateien und Verzeichnisse sowie File-Systeme von bis zu 128 TByte. Außerdem bietet es Zusatzfunktionen wie das Defragmentieren und die dynamische Änderung der Größe des Dateisystems im laufenden Betrieb.

Für Datenbanken tauglich

Mit RHEL 6.0 will Red Hat den Einsatzbereich seiner Linux-Distribution erweitern. Sie soll sich nun besser als Basis für virtualisierte I/O-lastige Anwendungen wie Datenbanken eignen, so das Unternehmen. Dies wird durch ein weiteres Feature unterstützt: Virtual-Memory-Pages mit bis zu 2 MByte Daten. Bislang waren 4 kByte die Obergrenze.

Für User, die Xen auf RHEL 5 einsetzen, wird der Umstieg auf KVM bei RHEL 6 einige Arbeit mit sich bringen. Wer ein RHEL-5-Xen-Gastbetriebssystem auf RHEL-6-Maschinen implementieren möchte, muss Migrationswerkzeuge einsetzen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, Xen separat zu installieren. In jedem Fall bedeutet das einen Mehraufwand.

RHEL 6.0 soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Wann genau, lässt Red Hat offen. Nach Angaben der Firma wird der Vorgänger RHEL 5 noch bis 2014 unterstützt. Anwender haben somit genügend Zeit, einen Migrationsfahrplan zu erarbeiten.


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