Lizengo ist wieder da

Rückkehr einer verbrannten Marke

2. Mai 2022, 9:53 Uhr | Martin Fryba
Altes Logo, neue Hintermänner, neues Geschäftsmodell. Lizengo-Webseite ist wieder scharf
© Lizengo

Den illegalen Handel gebrauchter Software von Lizengo hat Microsoft gestoppt. Das Portal ist nun wieder online und Microsoft auffallend still. Der Betreiber gibt sich seriös, wirbt mit namhaften Brands großer IT-Konzerne.

Auf den ersten Blick ist die Webseite von Lizengo kaum zu unterscheiden von der ehemaligen Internetseite des gleichnamigen Betreibers. Der hatte gebrauchte Software online zu deutlich günstigeren Preisen, als sie seriöse Gebrauchtsoftwarehändler anboten, verkauft, sogar Gutscheinkarten über Edeka-Filialen hatte Lizengo kurzzeitig vertrieben. Testkäufe von ICT CHANNEL und weitere Recherchen hatten gravierende Unstimmigkeiten ergeben. Edeka bekam kalte Füße und listete die Gutscheinkarten schnell wieder aus, Microsoft verklagte Lizengo wegen illegalem Vertrieb von Software. Im November 2020 meldete Lizengo schließlich Insolvenz an. Nun ist die Webseite unter Düsseldorfer  Adresse, aber ohne Impressum wieder aktiv.

Software auch von Adobe, Corel oder AGV
Seriöse Händler insbesondere von gebrauchter Software brauchen indes nicht erneute Konkurrenz fürchten, die mit unlauteren Mitteln den Markt kaputt macht. Die „neue“ Lizengo verkauft keine gebrauchte Software. Vielmehr werden im Shop neue Lizenzen wie Office und Server-Editionen von Microsoft angeboten. Auch neue Software von Herstellern wie Adobe, Corel oder IT-Security von AVG, Avast oder Norton werden angeboten.

Was sofort auf der Homepage auffällt und den über das Geschäftsgebaren der „alten“ Lizengo informierten Händler irritierend vorkommen muss: Links oben auf der Webseite empfängt den Besucher das alte Lizengo-Logo, gleich rechts daneben steht das Microsoft Logo, das auf die Gold-Partnerschaft hinweist.

Powered by Onex-store steht blass unter dem Lizengo-Logo, und wenn man sich auf der Shopseite durchklickt, erfährt man, dass die „neue“ Lizengo vom polnischen Softwarehändler Onex Group betrieben wird. CEO Jakub Hryciuk hatte wohl die Markenrechte vom Insolvenzverwalter gekauft und auch die fast unveränderte Infrastruktur des Lizengo-Shops übernommen.

Lizengo-Referenzen: Alles, was Rang und Namen hat
Gerne hätte ICT CHANNEL vom polnischen Softwareunternehmer Hryciuk gewusst, warum er die verbrannte Marke wiederaufleben lasse und ob er sich das Okay von Apple, Dell, Lenovo, HP, Sony, Toshiba und anderen „Referenzkunden“ geholt habe, mit deren Logos Lizengo wirbt. Auch Microsoft (!) selbst wird als Referenzkunde genannt. Müsste also, wenn wir das richtig verstehen, seine eigene Software bei Lizengo kaufen? Die Anfrage bei  Hryciuk vor vier Wochen lief ins Leere.

Microsoft bestätigte ICT CHANNEL lediglich, dass Onex tatsächlich ein Goldpartner sei. Nach allem, was die Vorfälle der „alten“, insolventen Lizengo aus Köln betrifft, ist es schwer vorstellbar, dass Microsoft ein Interesse daran haben könne, dass eine so belastete Marke mit dem Logo einer Gold-Partnerschaft von Microsoft wirbt. Dazu liegt ICT CHANNEL noch kein offizielles Statement von Microsoft vor. Man versprach immerhin „zu prüfen“.

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