Künstliche Intelligenz

Schlaglöcher und andere Untiefen analysieren

8. September 2022, 11:30 Uhr | Martin Fryba
Drei Erfassungsteams der Stadt Graz inspizierten Jahr für Jahr rund 100.000 Quadratmeter Straßen, um Schlaglöcher zu entdecken. Ihre Aufgabe übernehmen nun Sensoren.
© Bitkom

Befreit man sich vom dystopischen Potenzial einer Mensch-Maschinen-Zukunft, wird schnell klar: Künstliche Intelligenz in der Praxis hat viele Vorteile. Google implementiert KI in seine Hardware, Systemhäuser und deren Kunden setzen auf Automatisierung. Das Einsatzfeld ist nahezu grenzenlos.

Intelligenz sitzt heute in der Hosentasche, ist fest verbaut in einem Chip, der Smartphones antreibt und viele smarte Funktionen, allen voran in der automatischen Bildbearbeitung, in Millisekunden erledigt. Als „KI-Dampfhammer“ feieren Journalisten Googles 2021 vorgestellten hauseigenen Chip Tensor, auch wenn das SoC eine modifizierte Variante von Samsungs Exynos ist. Wird Googles KI-Chip das nächste große Ding für den Alphabet-Konzern? Gerade versucht dieser einmal mehr, mit innovativer Hardware wie dem Tensor im Smartphone-Massenmarkt Fuß zu fassen. Gut möglich, dass auch andere Devices wie Chromebooks bald den Powerchip erhalten werden. Kinderkrankheiten, von denen User des Highend-Handys Pixel 6 Pro berichten, werden Google nicht aufhalten, eigene Hardware mit KI als Trojanisches Pferd einzusetzen. Denn in einer von Daten getriebenen Ökonomie braucht man: Daten.

Was trivial klingt, ist es in der Praxis aber nicht. Viele Unternehmen haben entweder keine Daten, beziehungsweise erfassen sie nicht systematisch. Oder sie sitzen auf Datenbergen, wissen aber mit den meist unstrukturierten Daten nichts anzufangen. Ohne Datengrundlage keine Analyse, keine neuen datengetriebenen Geschäftsfelder. Das muss man mittelständischen Unternehmern klar machen (die oft sogar Daten und Content löschen lassen!), nicht aber Google & Co. Dank Milliarden von Android-Nutzern kennt Google sie bereits sehr gut. Dank Tensor und KI will der Internetgigant sie noch besser kennenlernen, um ableiten zu können, was sie in Zukunft tun werden. Googles Werbekunden zahlen für zielgruppengenaues und prädiktives Marketing Milliarden, nämlich über 61 Milliarden US-Dollar in 2021, ein Drittel mehr als im Vorjahr. Googles operative Marge: stolze 43 Prozent.

Basistechnologie KI
KI steuert effizient Digitalwerbung, genauso wie sie im Zusammenspiel mit Hochleistungskameras und entsprechender Rechen- und Speicherleistung erfolgreich Massenüberwachung von Menschen ermöglicht oder zur Steuerung und Wartung von Maschinen eingesetzt werden kann. Umwelt- und Klimaforschung, medizinische Diagnostik, Smart Factories und Smart Cities oder Landwirtschaft 4.0: Fast jede Branche wird am Ende dieses Jahrzehnts digitalisiert sein. KI ist dann als Basistechnologie Teil jedes Innovationsprojekts. Ob das Engineering dann aber auch soweit gehen wird, intelligente Systeme statt Menschen entscheiden zu lassen, ist mehr als fraglich. Die Euphorie beispielsweise über das selbstfahrende Auto ist verflogen. Autobauer haben ihre anfangs ehrgeizigen Pläne nicht nur verschoben. Auch die Erwartungen an das autonome Fahren wurden kräftig gedämpft.

Statt Visionen und Dystopien in eine ferne Zukunft zu projizieren, was freilich reizvoll und schrecklich genug sein kann, fragen Unternehmen heute nach dem unmittelbaren Nutzen, bevor sie Geld in neue Digitalisierungsprojekte mit KI-Technologien stecken. „Die öffentliche Debatte über KI und Big Data ist viel zu häufig von Science-Fiction-Szenarien geprägt, die wenig Relevanz für das Alltagsgeschäft von Unternehmen haben“, sagt Nabil Alsabah, Bereichsleiter Künstliche Intelligenz beim Bitkom und Leiter „AI Strategy & Solutions“ beim Systemhaus msg. Deshalb wendet sich der Branchenverband in seinem Leitfaden „Konkrete Anwendungsfälle von KI & Big-Data in der Industrie“ der Praxis zu. „Beispiele aus ganz verschiedenen Branchen zeigen, wie diese innovative Technologien eingesetzt werden können, um ganz konkret die Ergebnisse zu verbessern oder den Ressourcenverbrauch zu reduzieren“, sagt Alsabah.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Schlaglöcher und andere Untiefen analysieren
  2. Keine Science-Fiction in Graz

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu BITKOM e. V.

Weitere Artikel zu Google Germany GmbH

Weitere Artikel zu RZ-Kühlung

Weitere Artikel zu RZ-Planung

Matchmaker+