IT-Dienste Marktgeschehen

Shoppen, um zu bleiben

27. August 2021, 7:00 Uhr | Diana Künstler
© elwynn/123rf

Das Corona-Jahr war für IT-Dienstleister hierzulande nicht einfach, aber auch nicht so schlecht wie befürchtet. Die Pandemie als Katalysator für Digitalisierungsprojekte lässt die Aufträge nicht versiegen – vorausgesetzt die Dienstleister können mit ihren Portfolios den Anforderungen standhalten.

Die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen ist selbst im Corona-Jahr 2020 nicht eingebrochen, das Wachstum lag aber dennoch unter dem Vorjahresniveau. Das zeigen aktuelle Zahlen des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Lünendonk, wonach sogar zwei Drittel der IT-Dienstleister zulegen konnten. Die 83 analysierten Unternehmen steigerten ihre Umsätze in Deutschland zusammengerechnet um 2,7 Prozent auf ein Gesamtvolumen von 25 Milliarden Euro (2019: 24,3 Milliarden Euro). Lediglich die Wachstumsrate schwächte sich etwas ab – 2019 betrug sie noch 3,3, Prozent.
 

 

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Bitkom IT-Services Marktvolumen 2018-2021
Erholung nach kurzer Pandemie-bedingter Schwächephase? Bitkom-Erkenntnissen zufolge bilden die IT-Services aktuell mit einem Volumen von 40,0 Milliarden Euro auch in 2021 (+1,1 Prozent) noch vor der IT-Hardware den größten Anteil des IT-Marktes ab, nach einem Rückgang im vergangenen Jahr (-3,2 Prozent). Die Ausgaben für Software steigen im laufenden Jahr um 4,1 Prozent auf 27,0 Milliarden Euro, die für Hardware um 8,6 Prozent auf 31,6 Milliarden Euro.
© Bitkom Research

Ein etwas anderes Bild zeichnen jedoch Bitkom-Zahlen, wonach das Marktvolumen der IT-Services im Jahr 2020 um 3,2 Prozent zurückging (s. auch Grafik). Die Diskrepanz der Zahlen dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Lünendonk besonders die großen IT-Dienstleister ins Auge fasst, die mit ihren Inlandsumsätzen 63 Prozent des vom Bitkom erfassten Gesamtmarktvolumens (2020: 39,6 Milliarden Euro) abdecken. So gibt es nach Angaben von Lünendonk in der Gruppe der Großunternehmen (über 50 Millionen Euro Umsatz) nicht mehr als 200 IT-Dienstleister in Deutschland. Etwa 50 der 80 befragten IT-Dienstleister seien in den Lünendonk-Listen abgebildet; erzielen also weit über 60 Millionen Euro Umsatz. Die übrigen Unternehmen sind größtenteils IT-Dienstleister mit mehr als 20 Millionen Euro Umsatz. Bitkom hingegen untersucht auch die IT-Dienstleister, die als Einzel- und Kleinunternehmen (ab 17.500 Euro Umsatz) tätig sind. Der Schluss liegt somit nahe, dass sich besonders die führenden, großen IT-Dienstleister in Deutschland leichter damit tun, das Geschäft selbst im Zuge der Corona-Krise am Laufen zu halten als ihre kleineren Mitstreiter.

Dass es durchaus Turbulenzen in der Landschaft der IT-Systemhäuser und -Dienstleister gab, das hat auch Hersteller Huawei beobachten können. So seien nicht alle Partner erfolgreich durch die Krise gekommen, berichtete Jörg Karpinski, Sales & Marketing Director Germany, Enterprise Business bei Huawei Technologies Deutschland, kürzlich im Gespräch mit der funkschau-Schwesterzeitschrift ICT CHANNEL. Es habe Übernahmen gegeben oder Unternehmen, „die nach einem Jahr Kampf und dem Aufbrauchen aller Rücklagen schlicht keine Lust mehr hatten, ihr Geschäft noch einmal neu zu starten. Vor allem die kleineren Partner, die sich auf Projektgeschäft spezialisieren, hatten eine ganze Zeit lang mit Problemen zu kämpfen.“

Anhaltender Digitalisierungsschub

Erkenntnisse über die Entwicklungen am IT-Dienstleistungsmarkt liefert Lünendonk auch auf Grundlage von Gesprächen mit Anwenderunternehmen: Während die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen aus den zwei wichtigsten Branchen „Industrie“ und „Finanzdienstleistungen“ im Vergleich zu 2019 demnach nahezu konstant blieb, bauten die befragten IT-Dienstleister ihr Geschäft mit dem Handel sowie dem öffentlichen Sektor deutlich aus. Der zu Beginn der Corona-Pandemie eingesetzte Digitalisierungsschub sorgte bei vielen IT-Dienstleistern, vor allem ab dem dritten Quartal, für volle Auftragsbücher. Branchenübergreifend dominierten Themen rund um die Entwicklung und Umsetzung digitaler und datenbasierter Geschäftsmodelle, die IT-Modernisierung sowie die Migration von IT-Anwendungen in die Cloud. Vor allem aber investierten Unternehmen massiv in denAufbau von Online-Vertriebskanälen, um den Wegfall physischer Absatzwege auszugleichen. Die Nachfrage nach E-Commerce- und Digital-Marketing-Plattformen stieg an, wovon einige IT-Dienstleister besonders stark profitieren konnten. „Jedes Unternehmen wird zum IT-Unternehmen“, führt Rüdiger Azone, Vorstand beim IT-Berater und Softwareentwickler Ausy, vor diesem Hintergrund aus. „Digitale Betriebskanäle und Kundenservices werden verstärkt nachgefragt. Das ist die logische Folge, will man mit Kunden in Kontakt bleiben.“ Viele Firmen würden nach Meinung des Ausy-Vorstandes daher künftig auf eine gesunde Mischung aus Präsenz und Online setzen. Auch seien individuelle Abrechnungsmodelle ein entscheidendes Kriterium – Kunden würden zunehmend nach agilen Festpreisen fragen.


  1. Shoppen, um zu bleiben
  2. Konsolidierung schreitet voran

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