Tester widersprechen Elon Musk

Sicherheitsmängel bei Teslas Autopilot

23. April 2021, 13:54 Uhr | Lars Bube
© Video-Screenshot consumerreports.org

Die Umstände eines tödlichen Unfalls mit einem Tesla in Texas werden immer mysteriöser. Tester eines Verbrauchermagazins haben jetzt belegt, dass Aussagen von Elon Musk bezüglich Sicherheits-Einschränkungen des vermeintlichen Autopiloten so nicht stimmen.

Wie kann es sein, dass ein Tesla mit zwei Personen darin gegen einen Baum rast, aber niemand – weder Mensch noch Maschine – das Fahrzeug gesteuert hat? Diese schwierige Frage werden nach einem kuriosen Crash in Texas in nächsten Monaten die Ingenieure der US-Unfallermittlungsbehörde NTSB klären müssen. Zuerst schien die Antwort noch einfach. Die örtliche Polizei war sich schnell zu 99,9 Prozent sicher, dass keiner der beiden beim Unfall getöteten Insassen das Fahrzeug gelenkt hatte. Dafür spricht vor allem, dass nach dem Unfall keiner der beiden Männer auf dem Fahrersitz saß, einer wurde auf dem Beifahrersitz gefunden, der andere auf der Rücksitzbank. Dass auch die entsprechenden Airbags ausgelöst hatten, aber keiner auf der Fahrerseite, lässt darauf schließen, dass sie diese Sitzpositionen auch kurz vor und beim Unfall innehatten. Deshalb ist der Hauptverdächtige Unfallverursacher der Polizei bislang der Autopilot des Wagens. Eine Version die wohl auch von Zeugen gestützt wird, laut deren Aussagen die beiden Männer den Autopiloten auf die Probe stellen wollten.

Diese Schlussfolgerung verwies Tesla-Chef Elon Musk jedoch umgehend ins Reich der Fantasie. Seinen Ausführungen zufolge, sei der Autopilot laut den vom Fahrzeug an den Hersteller übertragenen Daten zum Zeitpunkt des Unfalls nicht aktiv gewesen. Das sei auch völlig unmöglich, so Musk weiter, da dieser einerseits überprüfe, ob sich jemand auf dem Fahrersitz befinde und er sich andererseits in der Basis-Version nur aktivieren lasse, wenn Fahrbahnbegrenzungslinien vorhanden sind – was auf der Unfallstraße nicht der Fall ist. Das kostenpflichtige Upgrade auf das umstrittene »Full Self-Driving«-Paket (FSD) mit erweiterten Funktionen sei für den Unfallwagen nicht gekauft worden. Damit geht der Hersteller also fest davon aus, dass der Autopilot nichts mit dem Unfall zu tun haben kann. Etwas kaltschnäuzig hatte Musk bei seiner Verteidigung kein einziges Wort für die Unfallopfer und ihre Hinterbliebenen übrig.

Doch auch diese Darstellung von der völligen Unschuld des Herstellers birgt ihre Tücken. So haben in den letzten Tagen Experten etwa mehrfach darauf hingewiesen, dass es ältere Versionen der Standard-Selbststeuerungssoftware gebe, die sich auch ohne Leitlinien aktivieren lassen. Und auch die Effizienz der Kontrolle des Fahrersitzes wird heftig angezweifelt. Immerhin kursieren im Internet zahlreiche Videos von Tesla-Besitzern, die den Sitz verlassen, während die Software weiterfährt. Dieses Verhalten konnte jetzt auch das amerikanische Verbrauchermagazin Consumer Reports (CR) bei Tests belegen. Auf einer Versuchsstrecke habe sich der Autopilot von den Ingenieuren durch ein paar einfache Manipulationen auch ohne Fahrer auf dem Sitz betreiben lassen, berichtet das Blatt. Dazu wurde einfach die Lenkradkontrolle durch ein angehängtes Gewicht ausgetrickst und der Gurt des Fahrersitzes geschlossen. So konnte der Fahrer den Autopiloten aktivieren, die Geschwindigkeit auf 0 drosseln, den Sitz wechseln und die Automatik anschließend über das Bedienfeld wieder beschleunigen lassen.

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