Know-how: Alles über HD, AVC, MKV & Co.

So gehen Sie mit den neuen HD-Videoformaten um

19. Oktober 2010, 15:24 Uhr |
Wir zeigen den Weg durch den Format-Dschungel

HD-Videos machen das Wohnzimmer zum Heimkino: HDTV-Fernseher stehen in immer mehr Haushalten, HD-Streaming-Clients sind bereits für unter 100 Euro zu bekommen. Und HD-Inhalte gibt es bereits bei YouTube. Wir erläutern, wie Sie mit den neuen HD-Videoformaten umgehen.

In Europa begann bereits 2004 das HDTV-Zeitalter: Der Sender Euro1080 strahlte Inhalte in HD-Auflösung aus, die aber nur mit speziellen Receivern – oder einem PC mit DVB-S-Karte – zu empfangen waren. Es folgten Testausstrahlungen auf ProSieben und Sat.1, und Premiere bietet seit Ende 2005 das Paket „Premiere HDTV“ an.

Aber die HD-Anfänge beschränkten sich natürlich nicht nur auf das Fernsehen: Bevor die Blu-ray den Siegeszug antrat, preschte Microsoft mit WMV HD voran – einer DVD-ROM, auf der Spielfilme in DRM-geschützten WMV-Dateien gespeichert wurde. Der Versuch war nach ewigen Verzögerungen seitens HD-DVD und Blu-ray löblich, aber nicht von Erfolg gekrönt.

Klar, dass auch Online-Medien nicht hinten anstehen wollten: Bereits früh präsentierten Apple, Nero und DivX Filme in HD-Auflösung, und auch bei YouTube hat HD schon lange Einzug gehalten.

Schrumpfkur

Die Datenmenge von HD-Material ist natürlich größer als bei Standard-Auflösung, sodass zwei Möglichkeiten bleiben: höhere Bitrate oder bessere Kompressionsalgorithmen. Euro1080 strahlte seine Sendungen im bewährten MPEG-2-Kompressionsformat aus, dem Format der DVD. Bei einer Auflösung von 1920x1088 Pixeln mit 50 Halbbildern, kurz 1080i50, verwendete man rund 18 MBit/s – zum Vergleich: Eine DVD hat eine maximale Datenrate von rund 10 MBit/s bei 720x576 Bildpunkten. Auch ProSiebenSat.1 verwendete zunächst MPEG-2, bald war jedoch klar, dass sich mit MPEG-4-AVC alias H.264 eine bessere Bildqualität bei niedrigerer Bitrate erzielen ließ. In der AVC-Testphase verwendete die Sendergruppe rund 14 MBit/s, Premiere HD sendete bei rund 18 MBit/s bei gleicher Auflösung. Grundsätzlich ist aber auch hier die Qualität des Video-Kodierers maßgeblich für das endgültige Ergebnis. Die öffentlich-rechtlichen Sender setzen ebenfalls AVC ein, allerdings bei einer Auflösung von 1280x720 bei 50 Vollbildern, kurz 720p50. Der Vorteil: Da man keine Halbbilder verwendet, die Receiver oder Fernseher mit oft einfachen Algorithmen zu Vollbildern interpolieren müssen, soll das Ergebnis auf den meisten Fernsehern besser sein, auch wenn die Auflösung niedriger ist. Mit 50 anstatt 25 Bildern ist flüssige Bewegung gerade bei Sportaufnahmen sichergestellt. Allerdings hat bereits die ARD eine baldige Abkehr von 720p50 angekündigt - 1080i50 habe sich international als Standard etabliert.

Microsoft war mit seinen Bemühungen, mit WMV-HD als lachender Dritter aus dem Streit um die DVD- Nachfolge hervorzugehen, nur teilweise gescheitert. Zwar starb auch die von Microsoft mitentwickelte HD-DVD aus wirtschaftspolitischen Gründen, der Hersteller aus Redmond konnte jedoch seine WMV- Weiterentwicklung VC-1 in beide Standards verankern. VC-1 kam vor allem zusammen mit MPEG-2 bei den ersten Blu-ray-Discs zum Einsatz, als der H.264-Workflow noch zu rechenintensiv und aufwendig war, letztendlich kann VC-1 qualitativ H.264 jedoch nicht das Wasser reichen.

Auch DivX goes AVC: Zwar war es lange Zeit neben WMV die perfekte Wahl, wenn es um ein gutes Kompressions-/Qualitätsverhältnis ging, an MPEG-4-AVC kam diese MPEG-4-ASP-Variante, also quasi der Vorgänger von H.264, nicht heran. Deshalb kaufte DivX Ende 2007 den deutschen Codec-Spezialisten MainConcept – und integrierte mit DivX 7 ebenfalls H.264 in sein Codec-Paket.

Auch Apple wusste um die hohe Qualität von H.264 und führte es mit QuickTime 7 als Codec hinzu, Nero hängte seinem MP4-Format NeroDigital die Erweiterung AVC an.

Und auch HD-Camcorder sprechen AVC, Streaming-Clients (wie Western Digitals WD TV) erlauben bereits jetzt AVC-HD-Wiedergabe und kosten in manchen Shops unter 100 Euro. Aufgrund des Filmangebots wird man jedoch auf längere Zeit nicht um die Blu-ray herumkommen: H.264-Videos mit 6 MBit/s Datenrate vom Online-Video-Store lassen sich mit der Qualität bei einer Bitrate von bis zu 40 MBit/s nicht vergleichen, zudem gibt es hier oft "nur" 720p-Auflösung, nur Stereo-Ton, keine Extras etc.

Verpackt

WMV und QuickTime verwenden ihre eigenen proprietären Container, die sich (sofern sie nicht DRM- geschützt sind) durch alternative Player und Tools öffnen lassen, die auf dem ffmpeg-Projekt basieren. Dazu gehören beispielsweise VLC, Media Player Classic Home Cinema, Super, XMediaRecode und AVIDemux. NeroDigital und auch das HD-YouTube verwenden das MP4- Container-Format, das Sie mit dem Tool Yamb von http://yamb.unite-video.com editieren können.

Bei HDTV- und AVCHD-Camcoder-Aufnahmen, aber auch bei der Blu-ray kommt meist der TS-Container zum Einsatz, auch zu finden in leichten Variationen mit den Dateierweiterungen M2TS oder TRP.

Mit kostenlosen und leicht bedienbaren AVC-Schnitt-Tools sieht es derzeit leider noch schlecht aus. Möchten Sie eine TS-Datei zurechtschnippeln, können Sie zur Shareware TSPE (www.bitstreamtools.com, 40 Euro, 45-Tage-Demo verfübar) greifen, oder Sie versuchen es mit der Freeware H.264 TS Cutter, die allerdings nicht jede TS-Datei akzeptiert. Zudem hat der Autor mit der Version V111 die Entwicklung eingestellt und arbeitet jetzt an der HD-Schnitt-Software DVR-Studio HD, die in der günstigsten Variante für 65 Euro unter www.haenlein-software.com zu bekommen ist. Mit Smart-Rendering, also quasi verlustfrei, soll SmartCutter von www.fame-ring.com arbeiten, das für 40 US-Dollar im Online-Shop angeboten wird. Die Bedienungsoberfläche ist gewöhnungsbedürftig, und mit dem einen oder anderen Quellformat gibt es anscheinend noch kleinere Probleme.

Während beim Schnitt also noch viel in Bewegung ist, sieht es im Bereich der Weiterverarbeitung nicht schlecht auf dem Freeware-Markt aus. Mit dem tsMuxeR von www.smlabs.net/tsmuxer_en.html können Sie TS-Dateien demuxen, also Bild- und Toninformationen voneinander trennen, bzw. z.B. für HD-Streaming-Clients remuxen, falls ein Film so, wie Sie ihn aufgenommen haben, nicht läuft, Sie können aber auch simple Blu-rays und AVCHD-DVDs mit Kapiteln und Untertiteln erstellen. Auch eine einfache Schnittfunktion wird geboten: Start- und Endzeit müssen in ein Textfeld eingetippt werden.

Kann tsMuxerR nichts mit der TS-Datei anfangen, können Sie es mit dem Kommandozeilen-Tool xport von www.w6rz.net probieren sowie mit TsRemux und eac3to, erhältlich über das bekannte Doom9-Forum. Gerade eac3to ist zu empfehlen, da es auf die Synchronisation von Bild und Ton achtet und zahlreiche Audio-Konvertierungsoptionen bietet. Zudem ist der Aufruf recht einfach:

eac3to {Dateiname} -demux


  1. So gehen Sie mit den neuen HD-Videoformaten um
  2. DivX-"Nachfolger" MKV
  3. AVC-/H.264-Videos konvertieren
  4. AVC-/H.264-Videos selbst erstellen
  5. Eigene AVCHD-/Blu-ray-Discs inklusive Menü mit multiAVCHD

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+