Apple übertrumpft die Gaming-Giganten

So gut verdient Apple an fremden Spiele-Apps

8. Oktober 2021, 9:53 Uhr | Lars Bube
© pathdoc - fotolia

Im Rahmen des Rechtsstreits mit Epic Games von Apple vorgelegte Geschäftszahlen heizen die Diskussion um die Gebühren und Bedingungen im App Store weiter an. Diesen zufolge verdient Apple deutlich mehr mit Spielen, als einige der größten Entwicklerstudios.

Um sich gegen die kartellrechtlichen Vorwürfe des Fortnite-Entwicklers Epic Games zu wehren, hatte Apple im Rechtsstreit unter anderem einiges an internen Zahlen zum App Store vorgelegt, die das Gegenteil beweisen sollten. Zumindest die Richterin in erster Instanz konnte man damit nur teilweise überzeugen. Sie verdonnerte zwar einerseits Epic Games zu einer Schadenersatzzahlung wegen des Vertragsbruchs der unerlaubten Zahlungsmöglichkeit an Apple vorbei. Andererseits befand sie jedoch auch, dass Apple gegen Wettbewerbsvorgaben verstoße und deshalb die Bedingungen für den App Store überarbeiten müsse. Auch wenn beide Seiten das Urteil für sich als Sieg verbuchten, kann damit letztlich niemand zufrieden sein. Das führt dazu, dass nun beide Parteien eine Berufung anstreben.

Dort könnten sich einige der vorgelegten Zahlen für Apple zu einem Boomerang entwickeln. Zumindest, wenn man sie so liest wie die Kollegen des Wall Street Journal. Sie haben aus der Flut an Dokumenten eine Übersicht über Apples Games-Umsätze im App Store zusammengetragen. Das Ergebnis ist beeindruckend: Den Berechnungen zufolge hat Apple im Jahr 2019 insgesamt rund 8,5 Milliarden Dollar mit Spiele-Apps verdient. Das ist deutlich mehr als etwa die vier Branchengiganten Activision Blizzard, Microsoft, Nintendo und Nintendo zusammen. Damit gehört Apple zu den größten Profiteuren der boomenden Games-Branche, ohne selbst nennenswerte Inhalte zu entwickeln und bereitzustellen.

Eine wesentliche Rolle dabei spielt der von Epic kritisierte Umstand, dass Apple auch Provisionen auf Ingame-Käufe kassiert und damit quasi ohne eigenes Zutun kräftig vom am stärksten wachsenden Gaming-Bereich profitiert. So wurden beispielsweise in Deutschland im ersten Halbjahr 2021 mehr als zwei Milliarden Euro mit Ingame-Transaktionen umgesetzt, über 250 Millionen Euro mehr als mit Hardware und mehr als viermal so viel wie mit Spiele-Käufen und -Abos zusammen. Dieses rasante Wachstum nimmt Apple voll mit. Dem Bericht zufolge sollen deshalb inzwischen schon rund 80 Prozent von Apples App-Store-Umsatz von und aus Games stammen.

Apple bestätigte die Zahlen inzwischen sogar weitgehend, wies jedoch darauf hin, dass in dieser Rechnung Umsatz und Gewinn nahezu gleichgesetzt würden und somit die eigenen Kosten nicht ausreichend berücksichtigt seien. Allzu viel dürfte allerdings auch das Gegenrechnen von Faktoren wie den Entwicklungs- und Betriebskosten des App Stores am Gesamtbild nicht ändern. Damit bleibt spannend, wie die Richter der nächsten Instanz diese Marktmacht zusammen mit den Zugangsbedingungen und Modalitäten im App Store hinsichtlich der Anzeichen für ein mögliches Monopol und eventuellen Missbrauch der Marktmacht bewerten.

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