Belastendes Material aus dem Social Network

Soziale Netzwerke avancieren zum Scheidungshelfer

11. März 2011, 14:02 Uhr | Lars Bube

Soziale Netzwerke wie Facebook sammeln eigentlich Daten über die verbindenden Elemente zwischen verschiedenen Nutzern. Immer öfter nutzen jedoch auch Anwälte diesen sozialen Datenpool als wichtige Argumentationshilfe in Scheidungsverfahren.

Der ursprüngliche Gedanke der Sozialen Netzwerke ist es, Menschen weltweit durch eine Internetcommunity zu verbinden. Meist sind diese Menschen auch im realen leben miteinander auf die ein oder andere Weise verbunden, die sich auch in den Daten ihrer Profile widerspiegelt. Doch wie sich in den USA derzeit zeigt, werden die Netzwerke von Anwälten inzwischen immer öfter dazu genutzt, um gute Argumente für das genaue Gegenteil - die Trennung einer Beziehung - zu finden. Rund 80 Prozent der im Rahmen einer Studie der amerikanischen Anwaltsvereinigung American Academy of Matrimonial Lawyers (AAML) befragten Anwälte gaben an, inzwischen bei Scheidungsfällen als primäre Quelle für Trennungsargumente die Seiten der Sozialen Netzwerke zu nutzen. Besonders ergiebig scheint ihnen dabei Facebook als größte Plattform zu sein, rund 60 Prozent der Anwälte suchen hier nach Beweisen für untreue und ähnliche Scheidungsgründe.

»Wenn man eine Scheidung durchmacht, führt das immer auch automatisch zu einer sehr genauen persönlichen Überprüfung«, erklärt AAML-Präsidentin Marlene Eskind Moses das wachsende Interesse für die Daten der Online-Netzwerke. Da mittlerweile viele Menschen immer mehr Aspekte ihres Lebens im Web freiwillig mit anderen teilen, habe sich auch die Beweisfindung dorthin verlagert. »Auf diese Weise ist eine Kontrolle sowohl des öffentlichen als auch des sehr intimen privaten Lebens der Betroffenen viel leichter möglich. Wer im Internet Dinge veröffentlicht, die in einem eindeutigen Widerspruch zu vorher getätigten Aussagen stehen, muss damit rechnen, dass ein zerstrittener Ehepartner sich das zu Nutze macht«, so Moses.

Auch in Deutschland wird das Internet deshalb als rechtliche Beweisquelle in Scheidungsverfahren immer wichtiger. Allerdings gehen Experten hierzulande bisher von nur etwa 10 Prozent der Scheidungsfälle aus, in denen Material aus Social Networks als primärer Beweis genutzt wird. Besonders beim Verdacht auf Ehebruch lassen sich in den Netzen schnell (vermeintliche) beweise finden, dass der Partner entsprechendes geplant oder auch durchgeführt hat. Ebenso werden im Web veröffentlichte gerne mit vor Gericht getätigten Aussagen abgeglichen, um eventuelle Widersprüche aufzudecken. Ein weiterer Grund mehr sehr vorsichtig mit dem zu sein, was man im Sozial Network alles treibt, plaudert und veröffentlicht.


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