Rückzugspläne

Spekulationen um Cancoms Auslandsgeschäft

15. Juni 2021, 13:00 Uhr | Martin Fryba
Prüft „keinen Verkauf der Niederlassung in den USA“, dementiert Cancom-Chef Rudi Hotter gegenüber ICT CHANNEL Gerüchte
© ICT CHANNEL

Es wäre eine erhebliche Schrumpfkur des internationalen Geschäfts, würde sich Cancom aus Großbritannien und Irland zurückziehen. Sind da noch mehr Deinvestitionen im Ausland geplant? Das dürre Statement von Cancom-Chef Rudi Hotter spricht nicht dafür.

2020 beschäftigte sich der Aufsichtsrat von Cancom in seinen neun Sitzungen nicht explizit mit potenziellen Verkäufen von Auslandstöchtern. Was natürlich nicht heißt, dass das Kontrollgremium zu den Agendapunkten „strategische Themen“ oder „langfristige Ausrichtung“ nicht doch Überlegungen zu Aktivitäten des Systemhauses im Ausland angestellt hatte. Wenn ja, dann wurden indes keine Beschlüsse getroffen, etwa mögliche Sondierungen einzuleiten, ob sich ein Käufer für Cancom Ltd. finden ließe. Ein solcher Beschluss wurde dann aber letzten Monat getroffen, weshalb der Cancom-Vorstand per Ad-hoc-Meldung bekannt zu geben verpflichtet war, dass die Gesellschaft einen Rückzug aus Großbritannien und Irland prüfe. Gründe dafür wurden nicht genannt, dazu sagt CEO Rudi Hotter auch auf Nachfrage von ICT CHANNEL nichts.

Offiziell heißt es: Cancom „prüft strategischen Optionen für Geschäftsaktivitäten im Vereinten Königreich und Irland“. Weiter steht in der Meldung, dass man „strategische Überlegungen über die zukünftigen geografischen Kernmärkte der Cancom-Gruppe“ anstelle. Man kann diesen Satz so verstehen, dass Cancom eine generelle Neuausrichtung des Auslandsgeschäfts überprüft. Also auch das Engagement in Österreich und der Schweiz?

Auf Nachfrage von ICT CHANNEL formuliert CEO Rudi Hotter, ein sonst um klare Worte nicht verlegener Manager, was ihm so auch die Rechtsberatung des börsennotierten Systemhauses vermutlich raten würde: „Cancom ist in der DACH-Region fest verankert und verfügt über eine tiefgehende Marktdurchdringung. Es gibt kein Szenario – auch nicht im Rahmen der aktuell laufenden Überlegungen zu einem Verkauf der Aktivitäten im Vereinigten Königreich und Irland – in dem die DACH-Region nicht der wichtigste Kernmarkt für Cancom ist“.

Systemhaus auf Heimatkurs
Würde sich Cancom aus UK und Irland tatsächlich zurückziehen, was in wenigen Monaten entschieden werden soll, so wäre dies im Hinblick auf das dann noch verbleibende Auslandsgeschäft  der Cancom ein erheblicher Einschnitt. Zwar hat der Auslandsumsatz mit knapp 16 Prozent (plus 2,1 Prozent auf 260 Millionen Euro) des Gesamtumsatzes von zuletzt 1,65 Milliarden Euro bei Cancom nie ein allzu großes Gewicht gehabt. Mehr als die Hälfte des Auslandsvolumens entfällt allerdings auf UK und Irland. Dort erzielte das Systemhaus zuletzt einen Umsatz von 138 Millionen Euro, bei knapp 20 Millionen Euro Ebitda. Würden diese Märkte wegfallen, Cancom wäre im Wesentlichen noch mehr auf den deutschen Markt beschränkt.

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