Bankenstadt Frankfurt holt bei Fintechs auf

»Start-ups sind sexy«

12. Juni 2017, 16:28 Uhr | Lars Bube
Modern eingerichtete Räume eines Start-ups

Weltweit ist Frankfurt als Bankenstadt bekannt. Doch innovative junge Finanzunternehmen bevorzugen oft noch Berlin. Nun will die Main-Metropole aufholen.

»Frankfurt hat erst vor kurzem erkannt, dass Start-ups sexy sind.« Das ist Peter Barkows Meinung, wenn man ihn fragt, warum denn so viele Fintechs in Berlin sitzen anstatt in der Finanzmetropole Frankfurt. Doch langsam holt die Stadt am Main gegenüber der Stadt an der Spree auf. »Frankfurt investiert sehr viel, nicht nur staatlich, sondern vor allem auch privat«, sagt Remigiusz Smolinski, Innovationsexperte bei der Commerzbank-Tochter Comdirect. Fintechs sind das heiße Ding in der Finanzwelt: Mit neuen Technologien versuchen diese jungen Unternehmen, die vielfach verkrustete Bankenwelt aufzubrechen, etwa durch einfache Überweisungen von Smartphone zu Smartphone. Und obwohl Frankfurt als Finanzhauptstadt prädestiniert als Fintech-Standort sein müsste, befinden sich hier nur knapp 60 solcher Unternehmen. In Berlin sind es rund drei Mal so viele.

»Die Bankenbranche war lange sehr träge«, sagt Barkow, dessen Beratungsfirma die Datenbank FinTech Money Map erstellt. Dies sei der Grund warum jahrelang fast alle FinTechs nach Berlin gegangen seien. »Das Ökosystem hat sich in Frankfurt erst kürzlich gebildet.« Mittlerweile gibt es zahlreiche Fintech-Zentren und das landesgestützte TechQuartier als Knotenpunkt für die Szene. Das zeigt Wirkung: Im Vergleich zu 2014 hat Frankfurt heute mehr als doppelt so viele Start-ups und weist damit deutschlandweit das größte Wachstum auf. Doch es bleiben Probleme. Obwohl es in Frankfurt viele Großbanken gibt, unterstützen diese die Start-ups häufig mit Expertise anstatt mit Kapital. »Was absolut fehlt, ist die zweite Runde«, weiß Andreas Lukic, Vorstandsvorsitzender der Business Angels Frankfurt Rhein Main. Kapital zwischen 10 und 50 Millionen Euro sei extrem schwer zu bekommen, und bei Risikokapital schneide Frankfurt »katastrophal« ab. Aus diesen Gründen würden sich viele Frankfurter Start-ups außerhalb Kapital beschaffen.

Für Sören Gahn, Leiter von Startup@Frankfurt bei der Deutschen Bank, völlig normal: »Wir sind nicht Berlin und auch nicht das Silicon Valley.« Das deckt sich mit den Erfahrungen von Experte Barkow: »Berlin zieht mehr Geld an als der Rest der Republik zusammen«, stellt er fest. Es sei die einzige deutsche Stadt, die wirklich bei international führenden Wagniskapitalgebern auf dem Radar sei. Hinzu kommt die fehlende Koordinierung der Initiativen. Teilweise gibt es sechs parallele Veranstaltungen am Tag, hat Jochen Biedermann von der Initiative Frankfurt Main Finance beobachtet. Er führt daher nun privat einen Kalender mit allen Terminen auf seiner Website FinTech Consult. »Jeder kocht sein eigenes Süppchen«, beklagt auch Lukic von den Business Angels Frankfurt Rhein Main. Es fehle eine große Plattform mit Veranstaltungen, bei der über die Szene gesprochen wird. Dies würde Politik und Medien anlocken und damit letztlich Kapital - auch aus dem Ausland.


  1. »Start-ups sind sexy«
  2. Start-up-Heimat im TechQuartier

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