Microsoft New Future of Work Report 2022

Suche nach der neuen Arbeitswelt

4. Mai 2022, 8:00 Uhr | Wilhelm Greiner
© Microsoft

Die Pandemie verursachte ein überstürzt eingeläutetes, internationales „Remote-Work-Experiment“: Ab dem Frühjahr 2020 schickten Unternehmen weltweit ihre Belegschaft teilweise oder gar komplett ins Home-Office. Dies hat die Arbeitswelt – zumindest vorübergehend – so grundlegend verändert wie zuletzt wohl die PC-Revolution. Inzwischen weiß man: Erzwungenes Dauer-Home-Office ist nicht das Gelbe vom Ei. Die Unternehmen suchen deshalb eine neue Balance zwischen Büroarbeit und Remote Work. Damit befasst sich auch Microsofts New Future of Work Report 2022.

Der Report fasst wichtige Forschungsergebnisse zum Thema zusammen, darunter neben Microsofts eigenen Umfragen auch Analysen und Prognosen zahlreicher weiterer Forschungsteams. Er gliedert die Veränderungen der Arbeitspraktiken in vier Ebenen: Individuen, Teams, Organisationen und Gesellschaft. Verwendung fand neben Umfragen und Interviews laut Microsoft-Angaben auch künstliche Intelligenz, um den Herausforderungen und Chancen der (nicht mehr ganz so) neuen Arbeitswelt nachzuspüren.

Ein wichtiges, obschon kaum überraschendes Ergebnis: Das Hybrid-Work-Zeitalter hat begonnen. Beschäftigte bevorzugen vermehrt hybride, also ortsunabhängige Arbeitsformen. So erklärten bei einer Microsoft-Umfrage 21 Prozent der Leute, die ihren Arbeitsplatz im Jahr 2021 gekündigt hatten, der Grund sei mangelnde Flexibilität in puncto Arbeitszeiten oder Arbeitsort gewesen. Da verwundert es nicht, dass Arbeitgeber zunehmend für eine hybride Zukunft planen. Laut einer weiteren Umfrage, die der Report zitiert, stieg 2021 der Anteil der US-Beschäftigten, deren Arbeitgeber ein hybrides Arbeitsmodell plant, von 16,5 Prozent auf 28,4 Prozent.

Hierzulande will laut einer Bitkom-Umfrage vom letzten Herbst jedes vierte Unternehmen, das in der Pandemie auf das Home-Office setzt, die Maßnahmen beibehalten, weitere vier Prozent wollen sie sogar ausweiten. Aber knapp die Hälfte will die Maßnahmen teilweise wieder zurücknehmen, das verbleibende Viertel wird künftig gar kein Home-Office mehr anbieten.

Eine Sorge der Arbeitgeber war es stets, dass im Home-Office die Produktivität sinken würde. Problematisch ist dabei laut dem Report die Frage, wie man Produktivität definiert: Sie lasse sich nicht auf eine einzige Dimension oder Messgröße reduzieren, sondern habe mehrere Dimensionen, neben dem Standardparameter Leistung/Ergebnisse auch Faktoren wie Zusammenarbeit oder Effizienz. Auf Manager-Seite definiere man Produktivität eher als Ergebnis (Outcome), seitens der Belegschaft hingegen eher als Output. Hier schlummert Konfliktpotenzial.

Jedenfalls ergaben Versuche, die kurzfristige Produktivität nach dem Beginn der weit verbreiteten Telearbeit zu messen, laut dem Report ein gemischtes Bild: Die Messgröße Output pro Zeiteinheit entspreche nicht unbedingt der von den Beschäftigten selbst wahrgenommenen Produktivität.

Ein Beispiel für die vorherrschende Unklarheit: Microsoft führte unter der eigenen Belegschaft eine Umfrage zum Arbeitsverhalten durch. Dabei sagten 58 Prozent der Microsoft-Beschäftigten, dass sie das Home-Office bevorzugen, mit der Begründung: Hier kann ich konzentrierter arbeiten. Zugleich gaben ebenfalls 58 Prozent an, dass sie planen, wieder mehr Zeit im Büro zu verbringen. Die Begründung – einen Tusch bitte: Hier kann ich konzentrierter arbeiten. Wo man sich produktiver fühlt, hängt eben von vielen Faktoren ab – und diese reichen von der Internetgeschwindigkeit bis zur Frage: Kindergeschrei oder kein Kindergeschrei?

Wann und wo Arbeit stattfindet, so der Report, sei im Fluss und entwickle sich zusammen mit der eingesetzten Technologie. Das Forschungsteam setzt dabei – und spätestens hier bricht sich der Arbeitgeber Microsoft Bahn – große Hoffnungen eine Innovationen, darunter neue hybride Meeting-Umgebungen, Optimierungen in der asynchronen Zusammenarbeit, KI-basierte Empfehlungssysteme (à la LinkedIn) für besseren Wissensaustausch am Arbeitsplatz und natürlich die derzeit so gerne propagierte Nutzung von Virtual Reality und Augmented Reality – Stichwort Metaverse.

Gute Zusammenarbeit, so der Report, erfordere durchdachte Entscheidungen, um Meetings zu verbessern – oder abzuschaffen. Technologien wie Video und AR/VR sollen es dabei künftig ermöglichen, Meetings effizienter zu machen und zugleich den Stress für die Beschäftigten zu reduzieren. Gerade Letzteres war in der Pandemie oft nicht der Fall – Stichwort Zoom Fatigue, also Videokonferenz-Überdruss.

Die Zeit drängt, wollen Arbeitgeber Unzufriedheit oder gar das Abwandern qualifizierter Beschäftigter vermeiden. Doch hier gibt es eine gute Nachricht: Technologische Verbesserungen mögen Zeit brauchen, aber einige Veränderungen müssen nicht warten, so der Report. Besprechungen könnten sofort effektiver werden, wenn man Ort und Umstände sorgfältig wählt. Vorgesetzte könnten schon jetzt ihre Strategien überdenken und verbreitete Missverständnisse über hybride Arbeit hinterfragen. Ein Caveat: Es ist nicht alles Gold, was Eigelb-gülden glänzt. Die Lage ist, wie der Bericht vor Augen führt, komplex.

Der aktuelle Report von Microsofts New Future of Work Initiative – laut Microsoft-Angaben die größte Forschungsinitiative in der Geschichte des Konzerns – ist neben zahlreichen weiteren Ressourcen verfügbar unter https://aka.ms/nfw.

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