Grundsatzentscheidung fehlt

Tauziehen um Software-Kunden

18. August 2008, 10:09 Uhr | Werner Veith
Usedsoft ist deutscher Marktführer beim Handel mit Gebraucht-Software.

Der Konflikt um den Handel mit gebrauchter Software wird vor allem von Microsoft und Usedsoft angeheizt. Der Eifer, mit dem um Kunden und gerichtliche Entscheidungen gekämpft wird, erschwert Kunden und Partnern die nüchterne Betrachtung der Sachlage und die Entscheidung für ein gleichwohl attraktives Geschäftsmodell. Nach wie vor fehlt aber eine rechtsgültige Grundsatzentscheidung.

Eigentlich ist das Verkaufen von gebrauchten Dingen eine übliche und vernünftige Praxis in Wirtschaft und Privatleben. Der Verkäufer freut sich über ein paar Euros, der Käufer über ein günstiges Angebot. Ganz so einvernehmlich geht es im Markt für Gebraucht-Software leider nicht zu. Der seit Jahren öffentlich ausgetragene Streit zwischen Microsoft und Oracle auf der Herstellerseite und Usedsoft auf der Händlerseite hinterlässt dabei vor allem eines: Unsicherheit bei Anwenderunternehmen, aber auch bei Systemhäusern oder IT-Dienstleistern, die ihre Kunden zuverlässig beraten wollen.

Die Inbrunst, mit der die Diskussion um die Rechtmäßigkeit des Handels mit gebrauchten Lizenzen geführt wird, scheint angesichts des Marktvolumens zunächst übertrieben: Laut Schätzungen der Experton Group lag das Potenzial für gebrauchte Software in Deutschland 2007 zwar bei 400 Millionen Euro, doch weniger als 10 Prozent davon wurden auch realisiert. Und selbst das theoretische Gesamtvolumen macht nur rund 2,5 Prozent des gesamten Software-Marktes aus.

Warum also lassen sich Giganten wie Oracle und Microsoft auf ein Scharmützel mit Usedsoft ein? Die Auseinandersetzungen der Software-Hersteller mit dem deutschen Marktführer für Gebraucht-Software scheinen zunächst exemplarisch für den gesamten Markt zu sein, ähneln bei näherer Betrachtung aber eher einer Privatfehde zwischen den Streitparteien. Dafür sollte man Usedsoft zunächst von den anderen Anbietern im Markt unterscheiden: Anders als Preo Software, USC oder Susensoftware, weigert sich das Unternehmen beharrlich, seine Quellen offen zu legen und die Übertragung der Lizenzen vom Hersteller absegnen zu lassen.

Demgegenüber steht das Selbstverständnis von Herstellern, die in ihren jeweiligen Königsdisziplinen eine nahezu unangefochtene Vormachtstellung innehaben und Konkurrenz durch eigene Produkte – aus ungewohnten Kanälen – so früh wie möglich unterbinden wollen. »Auch wenn das Volumen aktuell noch sehr gering ist, sehen wir langfristig schon eine Gefahr, wenn sich das Geschäftsmodell durchsetzt«, räumt ein Microsoft-Unternehmenssprecher ein. »Zudem haben wir eine Verantwortung gegenüber unseren Large-Account-Resellern«.


  1. Tauziehen um Software-Kunden
  2. Hersteller legen Anbietern Steine in den Weg
  3. Fallentscheidungen ja, Grundsatzentscheidung nein

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