Remote-Software allein reicht nicht

Teamviewer kehrt in die Gewinnzone zurück

10. Februar 2020, 9:30 Uhr | Martin Fryba
25. September 2019: Hoher Emissionserlös von 2,2 Milliarden Euro, aber CEO Oliver Steil sah am Ende des ersten Börsentags für Teamviewer einen Kurs unter Ausgabepreis
© Andreas Arnold/dpa

Hohes Umsatzplus und dennoch Verluste: Nun aber schafft Teamviewer aus Göppingen die Trendwende, weist sogar einen kräftigen Gewinn aus. Doch trägt das »nächste Kapitel unserer Erfolgsgeschichte« tatsächlich den Softwarehersteller, von dem CEO Oliver Steil schwärmt?

Wie erwartet schreibt Teamviewer nach zwei Jahren roter Zahlen einen Gewinn: Im Jahr des Börsengangs 2019 erzielt der Göppinger Softwarehersteller einen Überschuss von fast 111 Millionen Euro, nach einem Minus von über zwölf Millionen im Vorjahr. Die Ebidta-Marge steigt auf 56 Prozent. Der Umsatz lag mit einem Plus von 51 Prozent bei knapp über 390 Millionen Euro und übertraf somit die Umsatzprognose.


Die Erlöse aus Abomodellen klettern um 41 Prozent auf fast 325 Millionen Euro. Die Umstellung von Lizenzerlösen auf Abomodelle hat Teamviewer 2018 abgeschlossen. Künftig werden die Einnahmen ausschließlich aus Subskriptionen der bis Jahresende 464.000 zählenden Abonnenten der bekannten Fernwartungssoftware stammen.


»2019 war ein äußerst erfolgreiches Jahr in der Geschichte von Teamviewer: Im September sind wir an die Börse gegangen, und bereits im Dezember wurden wir in den MDAX aufgenommen. In diesem Jahr werden wir unsere Wachstumsstrategie weiterhin in vollem Tempo umsetzen, indem wir Anwendungsfälle, Kundensegmente und unsere globale Reichweite ausbauen werden«, zieht CEO Oliver Steil ein Fazit und gibt einen Ausblick.


Der Teamviewer-Chef rechnet für 2020 mit Erlösen bis zu 430 Millionen Euro. Die sollen von neuen Kundengruppen kommen: Mehr Großkunden mit mehr als 10.000 Euro Umsatz pro Jahr, die sich für die Enterprise-Version entscheiden, und mehr kleine Büros und Heimanwender, die Teamviewer mit Remote Access lockt.


Klassische Fernzugriffssoftware wird aber nicht reichen, um Steils ambitioniertes Wachstum und vor allem der sehr hohen Börsenbewertung von aktuell rund sechs Milliarden Euro gerecht werden zu können. Die Schwaben müssen auf Software für neue Anwendungsfelder setzen, die sie eng in Kooperation mit ausgewählten Kunden entwickeln wollen. Im Visier: Datenbrillen für Augmented-Reality-Lösungen, die Techniker im Außendienst benutzen sollen. Außerdem will Teamviewer auch Fernzugriffe auf Android-Clients möglich machen. Seine Plattform will der Hersteller entsprechend so aufbohren, dass neue Clients, Smart Glasses und andere Android-Geräte, in Wartung genommen werden können.

 

In Ioannina/Griechenland eröffneten die Schwaben kürzlich ein Forschungszentrum. Die dortige Universität und dort bereits aktive Technologieunternehmen sollen Teamviewer helfen, qualifiziertes Personal zu finden.


Wie schnell die von Teamviewer identifizierten neuen Anwendungsgebiete im Markt adaptiert und zum ehrgeizigen Umsatzwachstum beitragen werden, ist schwer vorherzusehen. Bislang jedenfalls ist der Kapitalmarkt vom »nächsten Kapitel unserer Erfolgsgeschichte«, von dem CEO Steil schwärmt«, nicht überzeugt.


Das liegt auch am Eigentümer von Teamviewer. Der Finanzinvestor hat sich mit dem Börsengang der Göppinger eine goldene Nase verdient: 2014 mit 870 Millionen eingestiegen, gab Permira im Zuge des IPO Aktien im Gesamtwert von 2,2 Milliarden Euro aus.

Die nach dem Infinion-Börsengang im Jahr 2000 zweitgrößte Neuemission an der deutschen Börse seit zwei Jahrzehnten war die die restlichen Aktaktionäre nicht erfolgreich: Die Teamviewer-Aktie rutschte bereits am ersten Börsentag unter den Ausgabepreis. Mit 58 Prozent bleibt Permira auch nach Abgabe von Teamviewer-Aktien beim Börsengang Großaktionär beim Göppinger Softwarehersteller.

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