Lars, but not Least

Trump droht Twitter – per Twitter

27. Mai 2020, 23:09 Uhr | Lars Bube
© kaitune - Fotolia

Nachdem Twitter damit begonnen hat, nun auch die Einlassungen von Donald Trump inhaltlich zu überprüfen, reagiert der Präsident trotzig und droht dem Dienst – natürlich per Tweet – mit der Schließung.

Schon seit über zehn Jahren nutzt Donald Trump Twitter, um seine Botschaften ungefiltert in die Welt zu posaunen, als Präsident ist der Microblogging-Dienst zu seinem präferierten Kommunikationskanal avanciert. Mit Erfolg: mehr als 80 Millionen Menschen folgen ihm dort inzwischen – ganz egal, ob sie die vermeintlichen Weisheiten für bare Münze nehmen, oder sich darüber belustigen. Doch jetzt hat die Beziehung zwischen Trump und Twitter überraschend einen ordentlichen Riss bekommen und eine öffentliche Schlammschlacht begonnen. Ausgangspunkt war eine Verschärfung der Regeln gegen die Verbreitung von Falschinformationen, mit der Twitter eigentlich vor allem gegen die wachsende Zahl an falschen Tweets über das Coronavirus vorgehen wollte. Dazu wurden neue Faktencheck-Funktionen eingeführt, mit denen entsprechende Meldungen gekennzeichnet und mit Links zu glaubwürdigen Informationen versehen werden. Es dauerte jedoch nicht lange, bis auch mehrere Tweets des Präsidenten mit entsprechenden Richtigstellungen versehen wurden.

Als erstes traf die Korrekturfunktion zwei Tweets, in denen Trump gegen die wegen der Corona-Krise ausgeweitete Briefwahl im ganzen Land schoss. Darin hatte Trump etwa behauptet, »es besteht kein Zweifel, dass die Briefwahl etwas anderes als substanziell betrügerisch sein wird«, und prognostiziert, dass Briefkästen ausgeraubt, Unterschriften und Stimmzettel gefälscht und selbst ausgedruckt werden. Darunter positionierte Twitter umgehend das symbolische Ausrufezeichen mit dem Link zum Faktencheck, der dieser These stichhaltige Informationen von glaubwürdigen Quellen aus Medien, Wissenschaft und Politik entgegensetzte. Das klare Fazit: »Es gibt keine Anhaltspunkte, dass Briefwahl zu vermehrtem Wahlbetrug führt«. Im Faktencheck wird unter anderem darauf verwiesen, dass die Briefwahl nach allen bisherigen Erkenntnissen sogar sicherer ist als die persönliche Wahl, insbesondere nachdem in der Vergangenheit immer wieder zu Fehlfunktionen und Angriffen auf digitale Wahlcomputer in den Wahllokalen gekommen war. Zudem wird erwähnt, dass Trump selbst bei den Vorwahlen in Florida noch per Briefwahl abgestimmt hatte.

Doch Trump legte direkt noch einmal nach und behauptete, der Gouverneur Kaliforniens, der Demokraten Gavin Newsom, habe Briefwahlunterlagen an alle Einwohner des Bundesstaats verschickt, statt nur an die Wahlberechtigten. »Jeder, der laufen kann, wird in Kalifornien einen Wahlzettel bekommen«, so Trump. Dadurch würden die USA weltweit zum Gespött, was er jedoch nicht zulassen werde. Prompt wurde auch dieser Tweet mit dem neuen Korrektur-Hinweis versehen. Newsom und seine Verwaltung versicherten, dass selbstverständlich ausschließlich registrierte Wähler auch die entsprechenden Unterlagen erhalten werden.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Trump droht Twitter – per Twitter
  2. Trumps narzisstische Retourkutsche

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Twitter

Weitere Artikel zu Branchenlösungen

Matchmaker+