Verbranntes Personal Branding

Unser verstummter Dieter

6. April 2022, 8:43 Uhr | Martin Fryba
250.000 Follower hat Dieter Zetsche auf Linkedin. Seit er nicht mehr Daimler-CEO ist, ist die einstige Top-Voice verstummt
© AdobeStock/Inga Nielsen

250.000 Follower auf Linkedin und seit zwei Jahren tut sich nichts auf dem CEO-Account. Kein Wunder: Der Daimler-Chef war so authentisch wie ein Stuntmann eben Filmhelden doubelt.

Das Linkedin-Profil von Dieter Zetsche west vor sich hin, seit der Daimler-Chef sein Amt vor zwei Jahren aufgegeben hat. Aus dem Mai 2019 stammt denn auch das letzte Post. Es wäre weiter nicht erwähnenswert, hätte die Konzern-PR ihren CEO Jahre zuvor nicht zum nahbaren, lockeren und  um Authentizität bemühen Dieter-für-uns-alle aufgebaut (ICT CHANNEL über Galionsfiguren für die Millennials). Das Video zeigt uns, wie eine junge Dame in Zetsches Auto einsteigt und los geht das fünfeinhalb-minütige Carpool-Recruiting mit lockerem Plausch zwischen Dieter und der jungen „Mokka“. Das macht durchaus Eindruck auf die Community.

Zetsche, der mit viel Budget zur Galionsfigur des Konzerns aufgebaut wurde, verlor mit seinem Amt auch seine Linkedin-Stimme. Mit fast 250.000 Follower wurde er von Linkedin zur Top-Voice und zum Top-Influencern gewählt. Wobei es nie der echte Dieter war, sondern seine Ghosts, die da sprachen und hofften, der virtuelle CEO würde wie ein Magnet Talente zu Daimler ziehen.

Werbung kann man outsourcen, Haltung nicht
PR- und agenturgetriebenes Sozial Media-Marketing mag schön und gut sein, aber einen authentischen und glaubwürdigen Chef können noch so viele Schattenschreiber nicht zur Darstellung bringen. Er habe es versucht, mit fremder Hilfe Beiträge zu erstellen, sagt Gregor Bieler, ehemaliger Channelchef von Microsoft und CEO von Aparavi Software. „Das ist leider kläglich gescheitert, weil kein Text meine Meinung und Persönlichkeit authentisch darstellen konnte“. Werbung kann man outsourcen, Haltung eben nicht. Und Bieler kennt auch Führungskräfte, die ihr wahres Ich lieber nicht vermarkten sollten. Solche nämlich, die Feuer unter Stühlen legen, statt es in Mitarbeitern brennen zu lassen.

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