ERP-Hersteller MKS

Wachstum gerne auf Kosten des Wettbewerbs

27. April 2020, 10:02 Uhr | Martin Fryba
Vorstand und Gründer des ERP-Herstellers MKS ist seit 20 Jahren Michael Kempf
© MKS

Ein Funktionspool und bald ein Mietmodell sollen die ERP-Branchenlösungen von MKS attraktiver machen. Firmenchef Kempf freut sich über »brutale Preiserhöhungen« bei einigen Wettbewerbern. Ein Graus sind ihm »Heuschrecken« und »Abokeulen«.

Michael Kempf macht keinen besorgten Eindruck, obwohl er gerade das Umsatzziel für dieses Jahr gestrichen hat. Zehn Prozent Wachstum soll es halt einfach nächstes Jahr geben. Der Vorstand  des mittelständischen ERP-Herstellers MKS, zugleich Hauptaktionär, ist außer seinen Kunden und Mitarbeitern niemandem verpflichtet, vor allem keinem Investor und keinen Banken. 2020, dieses so außergewöhnliche Jahr, läuft auch für manche Softwarehersteller nicht gut, wenn sie nicht gerade Lösungen für das Home-Office anbieten können. ERP kaufen Firmen nicht spontan in einem Marktplatz. ERP ist das Rückgrat jedes Unternehmens, Voraussetzung für Beschaffung, Verkauf, Abrechnung, Planung, Dokumentation und vieles mehr. ERP ist Prozessautomation und endlich Schlüssel für das weite Feld datenzentrischer Analysen und manchmal neuer Geschäftsmodelle. Herstellervertriebe und ihre Partner müssen vor allem beraten, oft im persönlichen Gespräch, was unter den gegenwärtigen Einschränkungen schwierig ist.

 

 »Wir merken eine Verschiebung von Projekten wegen Corona«. Es sei schwierig vorherzusehen, »was mit unseren Kunden passiert«, sagt er im CRN-Gespräch. Seit 20 Jahren ist MKS Software aus Friedrichshafen im ERP-Markt, Michael Kempf blickt stolz auf 900 Kunden mit ihren 9.000 Anwendern und knapp 30 Mitarbeiter, und er blickt auf – vermeintliche - Fehler der Konkurrenz.

Keine »Heuschrecke«

»Mit unserer Systemhaus-Edition konnten wir in letzter Zeit einige unzufriedene Kunden eines Wettbewerbers von MKS überzeugen«, lobt der Chef seine Lösung MKS Goliath.NET für diese Branche. Man habe »Mut gezeigt«, fünf Millionen Euro in den letzten Jahren in die komplette Neuprogrammierung gesteckt, während mancher Wettbewerber lieber die Brücke zwischen alter und neuer Programmierwelt geschlagen habe und »nun in Komplexität erstickt«. Zu Lasten der Kunden, meint Kempf.

 

Seitenhiebe in diesem von wenigen ERP-Herstellern beackerten Branchensegment der IT-Dienstleister werden gerne verteilt. Was CRN alles zu Ohren kommt, deren Leser zum Großteil aus der von diesen ERP-Herstellern fokussierten Systemhaus-Klientel angehören, ist nicht immer druckreif. Im Großen und Ganzen geht es aber recht gesittet zu unter den mittelständischen ERP-Herstellern, von denen einige gerade »Raketenstufe II zünden«.

 

Wenn  Kempf davon spricht, seine MKS an keine »Heuschrecke« verkaufen zu wollen und dem Beispiel der drei sich kürzlich mit einem Private Equity-Unternehmen zur Step Ahead-Group zusammengeschlossenen Hersteller nicht folgen wolle, will der geschäftsführende Gesellschafter seinen Kunden Sicherheit signalisieren: »Ich habe keinerlei Interesse an einem Verkauf und habe Angebote von Investoren abgelehnt«, sagt er. Gegenüber CRN bestätigte Kempf Gespräche mit einem interessierten US-Unternehmen, mehr könne er aber wegen der bei M&A-Anbandelungen üblichen Verschwiegenheitsklauseln nicht sagen.

 

Mit Step Ahead komme sich MKS ohnehin nicht in die Quere, sagt Kempf,  dagegen belauern sich gegenseitig eher C-entron aus Ulm, die Neumeier AG aus Mallersdorf (bei beiden dampfte beziehungsweise dampft wieder ein außergewöhnlicher Vollblutverkäufer) und eben Michael Kempf Software - MKS. »Vier Kunden von C-entron haben wir in der Umstellung«, freut sich ein alles stets persönlich im Blick haben wollender Chef über die geglückte Verdrängung.

 

Auch in Österreich habe man »gut Fuß gefasst« und Kunden gewonnen. Außerdem profitiere der ERP-Hersteller von Kunden aus dem Büro- und Kopierfachhandel. »Dort haben einige Softwareanbieter die Preise mehr als verdoppelt« und im Zuge von Umstellungen auf Cloud  »brutal die Preise angezogen«, so der MKS-Chef. Er rechne sich auch hier gute Chancen auf Ablösungen aus. »Der Zeiger zeigt nach oben«.

 

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