Container-Technologie

Was ist dran am Kubernetes-Hype

31. Mai 2021, 8:38 Uhr | Frederik Bijlsma (Martin Fryba)
Kubernetes kann, richtig dosiert und zubereitet, in der Tat eine Art Superfood der Container-Technologie sein, meint VMware-Manager Frederik Bijlsma
© VMware

Ist Kubernetes das überschätzte Superfood im Zeitalter des Cloud Computing? Durchaus, wenn man sich einige Voraussetzungen klar wird. Über falsche Erwartungen und drohende Fehlinvestitionen.

Als Chiasamen das erste mal als Superfood bezeichnet wurden, entstand ein regelrechter Hype um die kleinen Körner. Die Nachfrage stieg massiv an. Ohne andere Zutaten oder die richtige Verarbeitungsweise schmecken Chiasamen jedoch eher durchschnittlich oder sind gar ungenießbar. Auch wenn sich Samen per se nicht wirklich mit Software vergleichen lassen – das Aufsehen um Kubernetes in der Tech-Branche ist ähnlich wie das um die Chiasamen in der Foodie-Welt. Was ist wirklich dran an Kubernetes?

Die Container-Technologie war ursprünglich fast ausschließlich für Developer Teams bestimmt. Doch nun nutzen sie auch Ops-Teams häufig und greifen dabei vermehrt auf Kubernetes zurück. Dem VMware-Bericht The State of Kubernetes 2020 zufolge nimmt diese Dynamik zu, auch wenn in vielen Unternehmen die Einführung gerade erst begonnen hat. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) betreiben weniger als zehn Kubernetes-Cluster, während 60 Prozent weniger als die Hälfte der containerisierten Arbeitslasten auf Kubernetes ausführen. Auch die Ausgaben für Container sind gestiegen: Jedes vierte Unternehmen stellt inzwischen mehr als 250.000 Dollar pro Jahr für diese Technologie bereit.

Viel hilft viel? – Nicht immer
Da Kubernetes mittlerweile sehr häufig implementiert wird, müssen sich IT-Teams unbedingt über den Mehrwert der Einführung im Klaren sein, bevor sie Millionen in Container-Technologien investieren. Dies lässt sich mit dem Hype um Superfoods wie Chiasamen vergleichen, die eine extrem positive Wirkung auf die Gesundheit ausüben sollen. Aber bedeutet mehr Chiasamen essen auch gesünder sein? Kubernetes wird oft als ein Produkt mit riesigem Entwicklungspotenzial angesehen, mit dem so gut wie alle Probleme behoben werden können. Ähnlich wie beim Verzehr von Chiasamen kommt es aber vor allem darauf an, wie man es einsetzt.

Für IT-Teams gilt dabei zu beachten, dass sie Kubernetes nicht überstürzt bei jedem Problem einsetzen, weil ihrer Meinung nach einzig auf diese Art und Weise Agilität, Innovation und eine positive Kundenerfahrung erreicht werden können. Bevor sie Zeit, Energie und Geld investieren, sollten vorab Geschäftsziele definiert werden, da die Investition in Kubernetes nur auf diese Weise maximal erfolgreich sein kann.

Die geheime Formel
Der regelrechte Hype, welcher sich um Kubernetes gebildet hat, bringt auch viele falsche Erwartungen mit sich. Manche IT-Unternehmen glauben, dass Big-Tech-Unternehmen wie Google, AWS, Netflix und Microsoft darauf setzen, Docker als Container-Format und Kubernetes als Implementierungs-Tool zu nutzen. Diese Technologie soll Infrastrukturen auf ähnlichem Level skalieren und anbieten können wie die Big Player. Gleichzeitig sind sie sich möglicherweise nicht bewusst, dass das gesamte Geschäftsmodell solcher Unternehmen darauf ausgerichtet ist, Infrastruktur so reibungslos wie möglich zu gestalten und eine sofortige Verfügbarkeit zu gewährleisten.

Kubernetes bietet natürlich dennoch viele Vorteile. IT-Abteilungen können wesentlich effizienter arbeiten und dadurch bessere Resultate erzielen. Durch Automatisierung und Standardisierung wird die Qualität der produzierten Software gesteigert. Durch bessere Software können Unternehmen neue wirtschaftliche Chancen wahrnehmen und dabei von den besten Ideen profitieren und sich weiterentwickeln. Im Gegensatz dazu haben Konkurrenten, die auf den Einsatz von Kubernetes verzichten, es schwerer ihre Software weiterzuentwickeln. Dadurch könnten kreative Ideen an einem Engpass an der Software Supply Chain scheitern.

Das richtige Kubernetes-Rezept
Kubernetes ist eine Technologie, die stetig weiterentwickelt wird. Um einen erfolgreichen Einsatz gewährleisten zu können, sind weiterhin dezidierte Handgriffe erforderlich. Kubernetes bietet aufgrund seiner Erweiterungsmöglichkeiten die Option, effiziente Plattformen zu gestalten. Darüber hinaus existieren vielfältige Abstraktionsmöglichkeiten, womit die Interaktion mit Containern verbessert und effektiver terminiert werden kann. Allerdings kann man Kubernetes nicht einfach installieren und darauf setzen, dass die Arbeit ohne weiteres effizienter wird. Teams, die diese Technologie nutzen möchten, benötigen dafür spezielles Training, da vieles durch die Nutzung von Kubernetes anders ist – beispielsweise wie das System betrieben wird und die Protokollierung abläuft oder wie das Routing auf Pods aktiviert wird. Zur Vereinfachung können Unternehmen diverse Tools und bereits bestehende Systeme verwenden.

Sobald Unternehmen auf eine Cloud-basierte Plattform wechseln, können ihre Developer produktiver arbeiten und Software-Updates kontinuierlich schneller veröffentlichen. Dadurch sind Unternehmen in der Lage, zukünftig neue Software-Funktionen zu entwickeln, mit denen geschäftliche Ziele Woche für Woche effektiver erreicht werden können. Während eine Woche Coden einen relativ niedrigen Aufwand darstellt, werden dadurch im Laufe der Zeit große Veränderungen möglich. Das Beste ist jedoch, dass Unternehmen Funktionen mit realem Feedback aus der Praxis testen und Änderungen dadurch anhand von Daten validiert werden können. Die Software wird kontinuierlich performanter.

Die größten Vorteile von Kubernetes
Die größten Vorteile bringt Kubernetes für Entwickler. Im bereits oben genannten Kubernetes 2020 Report von VMware sind eine optimierte Ressourcennutzung (56 Prozent) und kürzere Entwicklungszyklen (53 Prozent) die größten Vorteile. Anstatt wochen- oder monatelang auf die benötigte Infrastruktur – ganz zu schweigen von komplexen Clouds zur Ausführung von Anwendungen – zu warten, können Entwickler diese Umgebungen jetzt schnell und per Self-Service erhalten.

Doch auch Ops-Teams profitieren von Kubernetes, da sie aufgrund einer stabilen und zuverlässigen Produktion weniger Zeit für alltägliche Aufgaben aufwenden müssen. Sobald sie wissen, wie sie einen wöchentlichen Release-Zyklus nutzen können, um neue Funktionen zu testen, profitieren sie ebenfalls von einer schnellen »Time-to Market« und einem Tool, mit dem das Unternehmen auf Basis validierter Daten weiterentwickelt werden kann.

Es gibt viele Möglichkeiten, Software zu programmieren und auszuführen. Diese Variabilität erhöht aber auch das Risiko, in die falsche Richtung zu gehen und so letztlich höhere Kosten und einen höheren Zeitaufwand zu verursachen. Die Einführung der Kubernetes-Technologie kann für viele Unternehmen durchaus der richtige Weg sein – so wie der vermehrte Verzehr von Chiasamen sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. Kubernetes bietet eine Möglichkeit, Software zu entwerfen und zu betreiben, bei der sich der Anwender ausschließlich auf die Software selbst fokussieren kann. Die Verwaltung der Software und der damit verbundene Zeitaufwand werden damit erheblich reduziert.


Frederik Bijlsma ist Head of Sales CEMEA bei VMware und leitet den Vertrieb für das Tanzu-Portfolio bei VMware.

 

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