Auf der HPE-Hausmesse Discover gab CEO Antonio Neri bekannt, dass sein Unternehmen, wie vor drei Jahren angekündigt, sein gesamtes Portfolio auch als Service bereitstellt. HPEs GreenLake-Services erhielten weiteren Zuwachs, zudem gibt es einen neuen Server speziell für Cloud-Workloads.
Ein IT-Konzern ist ein großer Tanker – da ist die 180-Grad-Wende vom Hardware- und Software-Verkauf hin zum „Alles als Service“-Modell ein komplexes, langwieriges Manöver. HPE meldet nun: Wende vollzogen. „Vor drei Jahren, als wir uns mitten in unserer eigenen Transformation befanden, versprach ich, bis Ende 2022 alles als Service bereitzustellen“, so HPE-Chef Antonio Neri in seiner Keynote auf der diesjährigen Discover. „Dank HPE GreenLake kann ich mit Stolz sagen: Wir haben das Ziel erreicht.“
Denn unter der Marke GreenLake offeriert HPE ein seit Jahren wachsendes Portfolio an On-Demand-Software- und -Hardware-Angeboten. Inzwischen ist deren Zahl auf über 70 angewachsen. Laut Neri nutzen 65.000 Anwenderorganisationen weltweit GreenLake, man habe mehr als 1 Exabyte an Daten unter Management.
Konsistentes Cloud-Betriebsmodell
Die Discover fand in Las Vegas statt, wohin die US-Konzerne nun wieder pilgern, wie einst in den Zeiten vor der Pandemie. HPE hatte laut Neris Angaben rund 8.000 Kunden und Partner ins US-amerikanische Konferenz-Mekka gelockt. Zudem verfolgten laut HPE Hunderttausende das Geschehen online – ein hybrides Veranstaltungsmodell, wie es jüngst etwa auch Cisco verfolgte (LANline berichtete), was hoffentlich zumindest dem einen oder anderen die Pilgerreise erspart hat.
Neri erzählte, dass Kunden ihn immer wieder fragen, welche Workloads sie in der Cloud und welche lokal betreiben sollten. Dies sei aber die falsche Frage, so der HPE-Steuermann, vielmehr gehe es um Folgendes: „Wie kann ich ein konsistentes Cloud-Betriebsmodell für alle meine Workloads und Daten einführen?“ Diese Wende erfordert laut Neri eine Edge-to-Cloud-Architektur, die es erlaubt, eine „Data First“-Modernisierung in Angriff zu nehmen. Eben dies ermögliche HPE, biete GreenLake doch „eine Plattform und eine Erfahrung vom Edge bis zur Cloud“ – und zugleich von traditionellen über Cloud-native bis hin zu KI- und Edge-Workloads.
Ein wesentlicher Aspekt sei die Planbarkeit, die HPEs On-Demand-Portfolio durch Verbrauchsvereinbarungen mit präzisen SLAs ermögliche, unterstützt durch HPE-Services. Ein weiterer wichtiger Baustein sei die Partnerlandschaft, auf die sich GreenLake stützt: „Wir gewinnen mit einem wachsenden Partner-Ökosystem“, sagte Neri. Zu diesen Partnern zählt nun auch Red Hat.
Datenökonomie im Baumarkt
Als Referenzkunde für die von HPE propagierte „Data First“-Ökonomie durfte Daniel Grider, Vice President Technology von Home Depot, die Fortschritte bei der IT-Unterstützung der 2.300 Filialen ausführlich beschreiben. Ziel war es, die Online- und Offline-Kundenerfahrung aneinander anzugleichen. Angesichts von 50.000 Artikeln in den Filialen und Millionen Artikeln online soll es die Home Depot App erleichtern, Produkte in den Regalen zu finden: Die App enthalte Wegbeschreibungen zum Produkt neben Bewertungen und Links zu YouTube-Tutorials. Zudem beraten Beschäftigte vor Ort, die Home Depot dafür mit neuen Endgeräten ausgestattet hat. Für die Vernetzung sorgt HPEs Netzwerksparte Aruba.
Zu den GreenLake-Kunden zählen laut Neri auch Carestream Health (die GreenLake zur KI-Modellierung nutzen), BMW (für das globale Daten-Management) sowie die NSA (um in einem von HPE betrieben RZ per High-Performance Computing as a Service ihre Datenbestände auszuwerten, die, wie wir seit Edward Snowden wissen, recht beachtlich sind).
GreenLake-Neuerungen
CTO Fidelma Russo präsentierte dann die GreenLake-Neuerungen, ein Kollege demonstrierte sie live. Die wohl wichtigste Ergänzung ist GreenLake for Private Cloud Enterprise. Dieses Angebot soll bislang vorhandene Tücken beim Betrieb von Private Clouds durch Automatisierung, flexible Bereitstellung, Skalierbarkeit und verbrauchsabhängige Abrechnung überwinden – somit durch Eigenschaften, die laut Gartner eigentlich eh jede Private Cloud auszeichnen sollten. Allerdings haben die Marketing-Strategen in der IT-Branche den Begriff von Anfang an recht großzügig ausgelegt – nicht überall, wo „180-Grad-Wende“ draufsteht, ist auch eine 180-Grad-Wende drin.
Die modulare Infrastruktur und Software von GreenLake for Private Cloud Enterprise jedenfalls, so das HPE-Versprechen, unterstütze das Aufsetzen und den Betrieb Cloud-nativer wie auch traditioneller Anwendungen mittels Blueprints für die Installation auf Bare Metal, in virtuellen Maschinen und als Container-Workloads. Die Verwaltung erfolgt, wie die Demo zeigte, per rollenbasiertem Zugang zum Web-Interface. Bei Bedarf könne eine IT-Organisation eigene Rollen erstellen und so maßgeschneiderte Benutzeroberflächen gestalten.
Das ebenfalls neue GreenLake for Data Fabric dient dazu, über Standorte hinweg einen einheitlichen Zugriff auf Daten zu ermöglichen. Der Managed Service erlaube die Festlegung von Speicherregeln in der Hybrid Cloud, sodass ein Anwenderunternehmen Daten dort speichern könne, wo man sie benötigt. Dabei fallen, wie HPE betont, keine der sonst Cloud-typischen Datenübertragungsgebühren (Egress Charges) für das Verschieben von Daten an. Das Netzwerk-Management erfolgt über die jüngst ebenfalls integrierte Cloud-Lösung Aruba Central (LANline berichtete).
GreenLake for Backup and Recovery wiederum soll das granulare Management von Datenspeichern bis hin zu einzelnen Maschinen ermöglichen, während GreenLake for Disaster Recovery ein einziges Interface für die Wiederherstellung von Umgebungen in der Private und Public Cloud biete. GreenLake for HCI (hyperkonvergente Infrastruktur) wiederum erlaube das Cloud-basierte Management virtueller Maschinen in hybriden HCI-Umgebungen. Außerdem gibt es jetzt einen HPE Backup and Recovery Service für AWS.
Die neuen GreenLake-Plattformfunktionen inklusive GreenLake for Private Cloud Enterprise sollen ab September 2022 erhältlich sein. Zum Ausprobieren gibt es Online-Testumgebungen.