Unternehmen kürzen Bezüge

Weniger Gehalt im Homeoffice

13. August 2021, 8:51 Uhr | Lars Bube
© andreas - AdobeStock

Mehrere ITK-Konzerne planen, das Gehalt ihrer Mitarbeiter im Gegenzug für großzügigere Homeoffice-Regelungen zu reduzieren. In Einzelfällen sollen die Bezüge um bis zu 25 Prozent gekürzt werden.

Während der Lockdowns haben viele Unternehmen und Angestellte die Vorzüge flexibler Arbeitsplatzmodelle zu schätzen gelernt und wollen diese nun auch nach der Pandemie weitgehend beibehalten. Wer fernab des Büros arbeiten kann, spart sich Fahrtzeit und -kosten und kann auf günstigere Wohngegenden ausweichen. Die Unternehmen können im Gegenzug ihren Einzugsradius für knappe Fachkräfte erheblich ausweiten und gleichzeitig ihre Büroflächen reduzieren, besonders in den teuren Lagen. Einige der Tech-Giganten im Silicon Valley haben jetzt zudem weiteres Sparpotenzial bei den Gehältern ausgemacht. Aufgrund der weitgehend wegfallenden lokalen Präsenzpflicht wollen sie Aufschläge in hochpreisigen Regionen kürzen und die Bezüge angleichen. Als erste haben Facebook und Twitter angekündigt, Mitarbeitern die aufgrund der neuen Freiheiten in günstigere Wohnlagen außerhalb der Städte umziehen, zumindest einen Teil der entsprechenden Zulagen zu streichen.

Während dabei jeweils ein tatsächlicher erfolgter Umzug vorausgesetzt wird, will Google offenbar noch einen Schritt weiter gehen. Wie Reuters berichtet, hat das Unternehmen die gesamten USA auf Basis von Statistiken zu den Wohn- und Lebenshaltungskosten in verschiedene Zonen eingeteilt. Wer künftig weitgehend von zuhause aus arbeiten will, dessen Gehalt soll sich dann am jeweiligen Wert für seinen Wohnort orientieren. Damit müssen auch Mitarbeiter die nicht umziehen, aber bereits in einer günstigeren Gegend wohnen, Einbußen hinnehmen. Wie hoch diese konkret sind, können sich die Angestellten mit einem dazu von ihrem Arbeitgeber zur Verfügung gestellten Tool ausrechnen. Wie die Nachrichtenagentur anhand von Beispielen aufzeigt, betrifft das insbesondere die bisherigen Pendler, die mit dem neuen Berechnungssystem oft auf 10 bis 15 Prozent ihrer Bezüge verzichten müssen. Nicht selten dürfte das, zumindest rein finanziell, mehr ausmachen als die eingesparten Fahrtkosten. Noch deutlich härter könnte das Modell allerdings Angestellte in der Region rund um das Silicon Valley und San Francisco treffen, die schon jetzt außerhalb der Höchstpreiszonen wohnen. In einigen der recherchierten Fälle würde das Gehalt hier um bis zu 25 Prozent sinken. Dabei sind auch die Randlagen rund um das Valley alles andere als günstig.

Google verweist gegenüber Reuters darauf, dass den Mitarbeitern damit lediglich der regional angepasste zusätzliche Gehaltsanteil teilweise entfallen würde. Einige Betroffene kritisieren indes, dass durch die damit einhergehende Umstellung der Bezugsgröße vom Standort auf den Wohnort sehr wohl Ungleichheiten entstehen würden. Ähnliche Diskussionen könnten schon bald auch in anderen Gebieten, inklusive Deutschland, anstehen. Finanzexperten gehen davon aus, dass die Vorstöße der Tech-Konzerne weltweit Schule machen und zu einer Anpassung der Gehaltsstrukturen führen werden.

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