Lars, but not Least

Wenn die App zur tödlichen Falle wird

26. Januar 2021, 9:45 Uhr | Lars Bube
© watman - AdobeStock

Nachdem in Italien ein zehnjähriges Mädchen bei der Teilnahme an der »Blackout Challenge« auf Tiktok erstickt ist, haben die Behörden die App vorläufig gesperrt. Neben den problematischen Mitmach-Trends bringt der Fall auch die Frage nach digitalen Inhalts- und Alterskontrollen wieder auf den Tisch.

Für junges Mädchen aus Italien endete ein vermeintlich lustiges Spiel, das derzeit weltweit besonders unter Kindern auf Tiktok populär ist, tödlich. Die Zehnjährige hat an der sogenannten »Blackout Challenge« teilgenommen und ist dabei erstickt. Bei dieser »Herausforderung« würgen sich die Teilnehmer selbst mit Schals oder ähnlichen Hilfsmitteln die Luft ab und filmen sich dabei. Ziel ist es, durch die Endorphinausschüttung in der Atemnot eine Art Rauschzustand zu erreichen und diesen filmisch festzuhalten und zu teilen. Ist das schon beim gewünschten Verlauf ein äußerst ungesundes Unterfangen, dem Gehirn mutwillig den Sauerstoff zu entziehen, kann es mit ein wenig Pech oder Ungeschick schnell auch fatal enden. Das unterstreicht das tragische Schicksal des Mädchens allzu deutlich. Genauso wie das Problem, dass die oft viel zu jungen Nutzer in sozialen Netzwerken und Apps ernsthaften Gefahren ausgesetzt sein können, die ihren Risikohorizont weit überschreiten.

Immerhin ist das nicht der erste Fall einer solchen riskanten Challenge, die sich rasant im App- und Netzkosmos verbreitet und dabei zu Verletzungen und Todesfällen führt. Schon 2017 hatte etwa ein direkter Vorgänger der Blackout Challenge mehrere Todesopfer gefordert. Ein weiteres Beispiel dafür aus der jüngsten Vergangenheit ist die »Benadryl Challenge«, bei der eine Überdosis eines eigentlich vergleichsweise harmlosen Antiallergikums eingenommen wird. In hohen Dosen kann es allerdings zu Halluzinationen führen, die wiederum für heitere Videos und viele Likes sorgen sollen. Genauso schnell kann die Überdosis aber auch zum Tod führen. Doch selbst nachdem mehrere Teenager dabei verstorben sind, dreht die gefährliche Herausforderung noch immer ihre virtuellen Kreise. Andere gefährliche Mutproben wie etwa die »Skull Breaker Challenge« und die harmloser klingende »Cinnamon Challenge« haben zumindest schon zu zahlreichen Brüchen, Verletzungen und Krankenhausaufenthalten geführt.

Die auffällige Gemeinsamkeit all dieser Mitmachspielchen ist, dass die Teilnehmer und erst recht die Opfer fast immer Kinder und Jugendliche sind. Sie sind besonders unbedarft hinsichtlich der Gefahren sowie anfälliger für Gruppendruck und seine digitale Form in der Sucht nach Likes und Followern. Da sie sich selbst nicht ausreichend schützen können, müssen sowohl ihre Eltern als auch die Konzerne und Politik dafür in die Verantwortung genommen werden.

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