Verstoß gegen die DSGVO

Bremens Datenschützerin verbietet Fax

12. Mai 2021, 13:12 Uhr | Martin Fryba

Keine Telefonleitungen mehr, kein Faxgerät mehr erlaubt. Behörden in Bremen müssen beim Versand von Dokumenten mit personenbezogenen Daten umdisponieren. Ein Brief ist okay, Fax-to-Mail unverschlüsselt per IP dagegen nicht.

ISDN ist tot, es lebe All-IP. Diese in der ITK-Branche vor Jahren schon gebetsmühlenartig verkündete Botschaft hat nun Imke Sommer erreicht, Bremens Landesbeauftragte für Datenschutz. »Galt ein Telefax noch vor einigen Jahren als relativ sichere Methode um auch sensible personenbezogene Daten zu übertragen, so hat sich diese Situation grundlegend geändert«, schreibt die Datenschützerin auf der Webseite der Behörde. »Technische Änderungen in den Telefonnetzen sorgen jetzt dafür, dass keine exklusiven Leitungen mehr genutzt werden, sondern die Daten paketweise in Netzen transportiert werden, die auf Internet-Technologie beruhen«. Das All-IP-Zeitalter, es ist »jetzt« in Sommers Behörde in Bremerhaven angekommen und zugleich wurden Bremens Behörden angewiesen, Faxgeräte still zu legen, wenn die IP-Übertragung von Dokumenten mit personenbezogenen Daten nicht verschlüsselt erfolgt. Sonst wäre es ein Verstoß gegen Artikel 9 Absatz 1 der DSGVO.

Faxnachrichten werden üblicherweise in E-Mails umgewandelt und an eine Mailadresse zugestellt. Fehle eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, verweist Sommer darauf, dass »die herkömmliche Post genutzt werden« könne.

Keine 50 Jahre haben auf Telefonleitungen basierende Fernkopierer und Fernschreiber überlebt, das gute alte europäische Postwesen dagegen ist immer noch gefragt - mehr als 600 Jahre nach Gründung der ersten Reiter- und Pferdewechselstationen.

Alternative zur Verschlüsselung
»Ja, der datenschutzkonforme Versand von Dokumenten ist immer noch nicht Standard«, stellt Thomas Ströbele fest. Zum Postversand rät der Systemhaus-Chef von yourIT aus Balingen freilich nicht.  »Wir bauen seit Jahren XRM-Portale zur Anbindung von Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern oder Bewerbern«. Seine Kunden aus vielen Branchen, die Ströbele in Sachen Datenschutz berät und ihnen gesetzeskonfome Lösungen anbietet, greifen über »yourIT-DMS DOCUframe« auf Faxe und Dokumente zu, die in den dafür explizit freigegebenen Bereichen liegen. »Durch die Nutzung von Portalen müssen wir und unsere Kunden  uns nicht mit verschlüsselten E-Mails herumschlagen«, umgeht Ströbele die Tücken oft komplizierter Verschlüsselungslösungen.

Büro 4.0 und das Ende analoger Kultur
Solche und viele andere Anwendungen fasst sein Systemhaus unter dem Digitalisierungsschlagwort »Büro 4.0« zusammen. Aus vielen Inseln wird eine einzige Plattform gemacht, und das auch noch mit staatlicher Förderung.

Digitalisierer Ströbele mit seinem schwäbischen Systemhaus hat den Verlust analoger Technologie schon vor zehn Jahren erkannt. Dass damit auch ein kulturgeschichtlicher Verlust einhergeht, wird ihm nun wieder schmerzlich klar.

»Wissen Sie noch, was Pretty Woman zu Edward Lewis sagte, als sie auf seinem Fax saß?«. Nicht wirklich, der Kinobesuch ist ja schließlich 30 Jahre her! Ströbele erinnert sich noch gut, was Julia Roberts Richard Gere ins Ohr hauchte: »Oh ... was das auch ist, auf so etwas bin ich noch nie gesessen!«

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