Der Markt für TK-Lösungen verändert sich – allerdings nicht so schnell, wie es mancher Anbieter gerne hätte. Die Cloud wird zwar wichtiger, die stationäre TK-Anlage bleibt aber das beherrschende Thema.
Im Jahr 1860 entwickelte der aus Italien stammende Theatermechaniker Antonio Meucci in New York eine Fernsprechverbindung für seine Frau, die aufgrund eines rheumatischen Leidens ihr Zimmer nicht verlassen konnte. Ein Jahr später gelang es dem Deutschen Johann Philipp Reis erstmals, eine funktionierende elektrische Fernsprechverbindung aufzubauen, was er am 26. Oktober 1861 den verdutzten Mitgliedern des Physikalischen Vereins in Frankfurt öffentlich vorführte – mit der Durchsage »Das Pferd frisst keinen Gurkensalat«.
Fast 160 Jahre später wird mit der Erfindung Telefon noch immer erfolgreich Geld verdient. Die letzte Marktprognose des Bitkom sieht für die Telekommunikationsbranche in Deutschland keineswegs schlecht aus. Für das Jahr 2019 prognostiziert der ITK-Branchenverband dem TK-Markt insgesamt ein leichtes Plus von 1,1 Prozent, was einem Gesamtvolumen von 67,3 Milliarden Euro entspräche. Während die Telekommunikationsinfrastruktur demnach um 1,6 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro wächst, stabilisiert sich der Markt für Telekommunikationsdienste nach einem Abwärtstrend der vergangenen Jahre bei einem leichten Wachstum von 0,8 Prozent auf 49,2 Milliarden Euro.
Blickt man auf den für den TK-Channel besonders interessanten Part der Businesskommunikation, bestimmen technisch gesehen mit dem allmählichen Abebben der All-IP-Welle die Themen Cloud und UCC das Geschehen. Ein weiterer Trend: Der Bedarf nach mobilem Arbeiten steigt weiter. Das Geschäft mit der Telekommunikation wird dabei immer mehr Teil der IT-Infrastruktur in Unternehmen.
Insgesamt bietet der Markt damit Systemhäusern gute Chancen. Im Zuge der »All-IP-sierung« lässt sich die Telekommunikation immer besser mit den Themen Netzwerk und Security verknüpfen. Die Komplexität steigt folglich und damit häufig auch das Projektvolumen. Das wiederum sorgt dafür, dass über ein scheinbar alltägliches TK-Projekt am Ende doch lange beraten wird und Entscheidungen nur selten von heute auf morgen gefällt werden.
Fachhandels- und Systemhauspartner können sich also einerseits immer besser als Experten positionieren. Mit guter Beratung können sie ihre Unternehmenskunden vor einer falschen Wahl oder inkompatiblen Lösungen bewahren. Sie müssen aber andererseits immer häufiger einen langen Atem mitbringen und sollten bei Fragen zur Netzwerkinfrastruktur und IT-Sicherheit kompetente Beratungsleistung bieten können.
Als Experten, die das Ganze einrichten, betreuen, warten und reparieren können, müssen die Anbieter im TK-Channel zudem immer häufiger Position zum Thema Cloud beziehen. Das geschieht auch, wobei immer mehr Systemhäuser mit eigenen Lösungen aufwarten: Das mittelständische Systemhaus Sec-Com aus der Ruhrgebietsstadt Recklinghausen offeriert beispielsweise die Telekommunikationslösung »Sec-Com Cloud«, TeleSys aus dem fränkischen Breitengüßbach stellte kürzlich »TS Cloud Solutions« vor. Dahinter steckt häufig die Technologie diverser Telekommunikationsanbieter, deren Telefonanlagen-Funktionalität längst auch als Cloud-Lösung verfügbar ist.