Kommentar zur Übernahme von Aastra durch Mitel

Die Zukunft steht in den Wolken

10. Februar 2014, 11:00 Uhr | Folker Lück
Aastra-Mitel-Zusammenschluss: Nur auf den ersten Blick eine ungleiche Partnerschaft. (Foto: Aastra)

Seit der vergangenen Woche ist die Akquisition von Aastra durch den Wettbewerber Mitel abgeschlossen. Was bedeutet dieser Schritt für das in Deutschland viel größere Unternehmen Aastra und dessen Partner?

Mitel hat die Übernahme von Aastra Ende Januar abgeschlossen. Hierzulande erscheint diese Meldung auf den ersten Blick fast so absurd, als würde die Autowerkstatt an der Ecke die Übernahme von Mercedes-Benz verkünden. Wer, bitteschön, ist Mitel?

Tatsächlich ist Mitel in Deutschland bisher kein bedeutender Player. Am deutschen Firmensitz in Düsseldorf arbeitet nur eine Handvoll Mitarbeiter. Aastra zählt alleine am Hauptsitz in Berlin mehrere hundert Mitarbeiter und ist mit Niederlassungen bundesweit vertreten. Am Markt agieren die Berliner seit Jahren sehr erfolgreich und schnappen – auch Dank vieler, motivierter Partner – den großen Wettbewerbern Alcatel, Unify und Cisco so manchen lukrativen Auftrag weg.

Weltweit sieht der Vergleich zwischen Aastra und Mitel allerdings weit weniger abwegig aus: Beim Blick auf die Umsatz- und Mitarbeiterzahlen stellt man fest, dass die beiden kanadischen Firmen ungefähr gleich groß sind. Gemeinsam werden sie künftig einen Umsatz von voraussichtlich 1,1 Millarden US-Dollar erreichen – damit rückt das Unternehmen in die Top-Liga der weltgrößten Telekommunikationsanbieter auf. Zwar erscheint die künftige »große« Mitel beim direkten Messen mit Platzhirschen wie Cisco oder Alcatel-Lucent beim Blick auf Umsatz und Mitarbeiterzahl noch immer vergleichsweise klein. Aber die beiden genannten Wettbewerber sind auch in wesentlich mehr Geschäftsfeldern tätig, so dass ein direkter Vergleich hinkt.

Klug erscheint die Fusion, weil Aastra und Mitel bisher in unterschiedlichen Weltregionen erfolgreich unterwegs sind und deshalb kaum eine Kannibalisierung der Märkte droht. Auch technologisch erscheint der Zusammenschluss sinnvoll: Mitel verfügt über Expertise im Cloud-Geschäft, Aastra ist stärker Hardware orientiert. Wenn in den kommenden Jahren die Produktlinien zusammenwachsen, wird man folglich von der hybriden Telefonanlage bis zur Plattform aus der Cloud mit einem breiten Angebot aufwarten können.

Die Ankündigung, bald weltweit 100 Millionen US-Dollar Umsatz im Cloud-Segment generieren zu wollen, erscheint dabei maßvoll. Wer beispielsweise den konservativen, deutschen Markt kennt, wird nicht ernsthaft damit rechnen, dass hier in Kürze ein Run auf Kommunikationslösungen aus der Cloud beginnen wird – schon gar nicht im Bereich des Mittelstands, wo Aastra bislang stark ist. Der NSA-Skandal wird die teils vorhandene Skepsis wohl noch verstärken.

Für Partner scheint der Zusammenschluss auch keine Fallstricke zu bergen. Beide Unternehmen setzen traditionell auf den Channel-Vertrieb. Das zu vermarktende Produktportfolio wird durch die Fusion wachsen. Ausreichende Qualifikation vorausgesetzt, können die Mitel-/Aastra-Partner künftig also noch einfacher entscheiden, ob für sie die Zukunft eher in (gemanagten) Hardware-Plattformen, oder in den Wolken steht.


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