Deutsche Umwelthilfe kritisiert

Handel boykottiert Rücknahme alter Elektrogeräte

22. Juli 2019, 14:37 Uhr | Daniel Dubsky
© mekcar - Fotolia

Die Sammelquote für Elektroschrott bleibt in Deutschland niedrig. Verantwortlich dafür ist nach Meinung der Deutschen Umwelthilfe der Handel, der die Rücknahmepflichten vielfach boykottiere. Der Verein fordert Sanktionen – und wünscht sich ein Pfandsystem für Smartphone & Co.

65 Prozent des Elektroschrotts soll in diesem Jahr eigentlich gesammelt und erfasst werden – das ist eine Vorgabe der EU, die Deutschland aber aller Voraussicht nach verfehlen wird. Wie die Deutsche Umwelthilfe unter Verweis auf Zahlen aus dem Bundesumweltministerium vermeldet, lag die Sammelquote 2017 bei gerade mal 45 Prozent. Es werde hierzulande mehr Elektroschrott illegal entsorgt und exportiert als ordnungsgemäß gesammelt, so der Verein.

Dass die Quote in diesem Jahr die noch notwendigen 20 Prozentpunkte steigt, hält die DUH für unwahrscheinlich. Dafür müsste sich das Bundesumweltministerium »endlich vom gescheiterten Prinzip der ›freiwilligen Vereinbarungen‹ verabschieden«, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Es sei »inakzeptabel und geradezu fahrlässig, dass Discounter, die in großer Menge Elektrogeräte verkaufen, nicht zur Rücknahme von Elektroschrott verpflichtet werden.«

Die DUH hat den Handel als Hauptverantwortlichen für die niedrigen Sammelquoten ausgemacht. Testbesuche hätten gezeigt, dass viele Händler die Rücknahme von Elektrogeräten verweigern oder erschweren und nicht darüber informieren. Deshalb plädiert der Verein für eine Ausweitung der Rücknahmepflicht: Verbraucher sollten beim Kauf eines Gerätes ein ähnliches Altgerät kostenfrei zurückgeben dürfen. Zudem sollten Händler mit einer Gesamtverkaufsfläche sowie Online-Händler mit einer Lager- und Versandfläche von mehr als 100 Quadratmetern Elektroaltgeräte unter 50 Zentimetern auch unabhängig vom Kauf eines neuen Geräts zurücknehmen müssen. Damit sich Händler und Hersteller aktiv um die Rücknahme bemühen, ist es nach Einschätzung der DUH notwendig, dass diese ihre Sammelquoten veröffentlichen müssen.

Um eine bessere Information der Verbraucher zur Rücknahme von Elektroschrott zu erreichen, sollten Händler am Regal und auf der Website aktiv auf die kostenlosen Entsorgungsmöglichkeiten hinweisen müssen – und sanktioniert werden, wenn sie das nicht tun. »Die viel zu laschen Vorgaben für Handel und Industrie zur Sammlung von Elektroaltgeräten müssen dringend verschärft werden«, sagt Resch. Er hält sogar ein Pfandsystem für umweltrelevante und kurzlebige Elektrogeräte wie Smartphones für »zwingend notwendig, um die Rückgabequote gerade dieser ressourcenintensiven Geräte zu erhöhen«.


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