eLink verkauft UC an Kern & Stelly

Hanseatischer Handschlag zweier VADs

21. April 2021, 12:09 Uhr | Martin Fryba
Er wirke mehr im Hintergrund, während Daniel Ebeling als UC-Koryphäe sehr bekannt im Markt sei, sagt eLink-Vorstand und nun mit Eberling Leiter der UC-Sparte von Kern & Stelly, Roman Klinke
© eLink

Teilfusion in der Distribution: eLink wird die Sparte Mobility fortführen, der UC-Bereich mit aktuell 29 Mitarbeitern wird an Kern & Stelly mit Investor Midwich im Rücken verkauft. Aus Wettbewerbern sollen Partner werden. Kann das gut gehen?

Zwei Hamburger VADs, eLink und Kern & Stelly, kennen und schätzen sich schon lange. Die Vorstände Roman Klinke und Daniel Ebeling von eLink und Lutz Kern sowie Andreas Stelly, Geschäftsführer von Kern & Stelly, haben schon vor einigen Jahren lose über die Möglichkeit einer Fusion gesprochen. Man könnte es so sagen: Weil die eLink-Vorstände jedes Geschäftsjahr einen neuen Umsatzrekord aufstellten, konnten sie sich mit einem Verkauf nur wagen beschäftigen. Dann kam letztes Jahr Corona, die Nachfrage nach Videokonferenz-Lösungen und Zubehör ging durch die Decke, »wir sind bei UC um 140 Prozent gewachsen und wären in DACH wohl weit mehr als 200 Prozent gewachsen, hätten wir da schon an der Seite von  Kern & Stelly agiert«, sagt Roman Klinke im Interview mit ICT CHANNEL.

Umsatzrekord traf auf Grenzen grenzenlosen Wachstums. Denn man muss sich gerade als Grossist boomendes Geschäft auch leisten können. Das hat Klinke mit einem Investor und einer nun größeren Unternehmung im Rücken abgesichert. Jetzt heißt es für ihn, eine saubere Integration der Teams von eLink und Kern & Stelly hinbekommen und »das Wachstumspotenzial für unsere Fachhändler, Hersteller und nicht zuletzt für uns als gestärkter VAD ganz ausschöpfen zu können«.


Keine Heuschrecke - im Gegenteil
Midwich Gruppe, die bei Kern & Stelly schon investiert ist, stellt die Mittel der Teilübernahme zur Verfügung. Nichts mehr als die berühmt-berüchtigten Heuschrecken unter den Ventures fürchten Klinke und Ebeling, die nicht mit ansehen wollen, wie ein Inhaber geführtes Unternehmen nach dem Einstieg ausschließlich renditeorientierter grauer Herren, die überdies alles zentralisieren und besser wissen wollen, filetiert und um viele Mitarbeiter und letztlich auch die Gründer entkernt wird. Wie weltweit agierende Portfoliomanager der Midwich Gruppe auf die Corona-Krise reagieren, ob sie schon nach einem schlechten Quartal Rippenschnitte bei ihren Beteiligungen anordnen oder etwa bewährte Strukturen auch über schwierige Phasen hinweg intakt halten, das konnten die eLink-Vorstände beobachten und ihre Schlüsse ziehen. »Menschlich und firmenkulturell passen wird zusammen«, sagt Klinke.


Nun wechseln die 29 eLink-Mitarbeiter der UC-Sparte samt Klinke und Ebeling zu Kern & Stelly. Damit wächst der auf AV spezialisierte VAD aus Hamburg auf fast 160 Mitarbeiter und gewinnt zusätzlich attraktive Hersteller: Allen voran Zoom und zwar als Distributor und dem kürzlich eLink verliehenen Status des Master Agent für das gesamte Zoom-Portfolio einschließlich Zoom Phone (ICT CHANNEL berichtete). Zudem können Poly, Lifesize, Dten und Yealink sich über einen  VAD in größerem Maßstab freuen. eLink bringt sie mit ein in die hanseatische Distributionsehe.

Und eLink?
Aber auch Christian Hauenschild von eLink zeigt sich im Gespräch mit ICT CHANNEL durchaus begeistert, dass er nun als Vorstand die Sparte Mobility ausbauen kann. Sie steht für 75 Prozent des eLink-Umsatzes. »Super guter Schachzug«, kommentiert er die Teilübernahme. Man sei sehr stark in der Apple-Distribution, wolle aber auch den Windows-Bereich ausbauen und im Client-Geschäft zulegen. Gespräche mit entsprechenden Herstellern laufen bereits, »da wird es bald Neuigkeiten geben«, sagt der neu zum Vorstand aufgestiegene eLink-Manager. Nur Kisten schieben, darauf wird es nicht hinauslaufen. Klinke schwebt hier eine andere Value Added Distribution vor. Mehr will er noch nicht verraten.


Gleichklang
Der 43. jährige Klinke hatte Hauenschild übrigens ermuntert, seine Gründungspläne für einen VAD mit Mobility-Schwerpunkt innerhalb der eLink umzusetzen. Mit dem Verkauf der UC-Sparte und dem Wechsel der eLink-Vorstände zu Kern & Stelly ist der gemeinsame Weg der Manager noch nicht zu Ende. Klinke bleibt vorerst Vorstand bei eLink an der Seite von Hauenschild. Man wolle sich gegenseitig keinen Wettbewerb machen, denn die Gefahr besteht, dass Fachhändler nicht trennscharf in UC- und Mobility-Kästen geschoben und aufgeteilt werden können. Man werde sich wechselseitig Kunden übergeben. »Das haben wir per Handschlag so vereinbart und obwohl ich kein Hanseate bin, glaube ich fest an die Verbindlichkeit des Handschlags zwischen ehrbaren Kaufleuten«, sagt der gebürtige Westfale Klinke.


Ehrbar und ehrlich, ohne Maske und Verstellung, nur so wollte Klinke mit einem auch so tickenden Investor und übernehmenden Unternehmen vor seine Mannschaft treten und ihr die Fusion als große Chance in einem rasant boomenden Markt vorstellen. Es scheint als sei der passionierte Fallschirmspringer auf fruchtbarem Boden gelandet.

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